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Mammutaufgabe Modulraumtransport

von Claus

Für ein chinesisches Forschungslabor hat der Logistikspezialist Hermes Germany im Auftrag der M+W Central Europe 77 vorgefertigte Modulräume aus dem schwäbischen Neresheim in die Region von Shanghai transportiert. Eine logistische Herausforderung, welcher es mit präziser Planung, einem engagierten Team und fachlicher Kompetenz zu begegnen galt. Wir sprachen mit Thomas Tesfaldet, Route Development Manager Nordamerika und Regional Sales Manager Sea&Air bei Hermes Germany SCS und Projektleiter für diese Mammutaufgabe.

Herr Tesfaldet, Sie haben das Projekt von Beginn an begleitet. Worum ging es genau? 

Stellen Sie sich ein fertig eingerichtetes Forschungslabor vor: Fenster, Bodenbeläge, Elektronik, technische Geräte – alles ist bereits fertig installiert und befindet sich in einem Raum mit einer maximalen Größe von 10 Metern Länge und 4,5 Metern Breite. Unser Auftrag war es, 77 solcher Räume zur Jahreswende von Baden-Württemberg ins chinesische Hangzhou, rund 200 Kilometer südwestlich von Shanghai, zu transportieren. Die vorgefertigten Räume – sogenannte Modulräume – wurden dort für den Bau einer Forschungsstation erwartet.

77 Module mit bis zu einer Größe von 45 qm an das andere Ende der Welt zu transportieren, klingt schon etwas verrückt. Wie sind Sie bei der Planung vorgegangen?

Die Vorbereitungen nahmen zirka sechs Monate in Anspruch: Zollformalitäten, Genehmigungen, Planung etc. – letztlich ist es jedoch wie bei jedem anderen Projekt auch: Zum Ziel kommt nur, wer die klassischen Aufgaben der Projektlogistik beherrscht – minutiös planen, ein engagiertes und maximal kompetentes Team für die anstehenden Aufgaben zusammenstellen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Mit Sachverstand und Expertise gelingt auch ein so umfangreiches Projekt wie dieser Modulraumtransport.

Können Sie uns einen kleinen Einblick geben?

Bild: Hermes Germany / Tesfaldet

Thomas Tesfaldet – Projektleiter für das Großprojekt.

Gerne. In drei Durchgängen haben wir zwischen 21 und 28 Module auf die Reise geschickt. Dafür mussten wir pro Durchgang an drei aufeinander folgenden Tagen bzw. Nächten jeweils acht Module mit Schwertransportern von Neresheim nach Mannheim zum Binnenhafen transportieren. Aufgrund der Übergröße war das natürlich nur nachts und mithilfe einer Polizeieskorte möglich. In Mannheim haben wir die Module auf ein eigens dafür gechartertes Binnenschiff Richtung Antwerpen geladen. Dort angekommen blieben uns dann 72 Stunden, um die Module sicher vor Seewetter und Klimazonen zu verpacken. Die Module mussten darüber hinaus auf Plattformen – sogenannten Flatracks – verankert werden, damit sie während der langen Überfahrt sicher und stabil stehen. Natürlich kam nur der Transport unter Deck in Frage, um die Innenräume des Forschungslabors bestmöglich zu schützen. Aufgrund der Größe der Ladung und der stark variierenden Lastverteilung während der Überfahrt musste zudem eine genaue Kennzeichnung der Module erfolgen – mit dem erfreulichen Nebeneffekt, dass sich auch die Qualitätskontrolle transparent gestalten ließ. Letztlich musste alles in Time klappen, denn die großen Hochseeschiffe warten nicht.

Wie ging es dann nach dem Vorlauf weiter?

Während die Module zirka zwei Monate auf hoher See verbrachten, haben wir die Planung des Nachlaufs finalisiert und die Route für die letzten 200km fest gemacht. Gemeinsam mit M+W haben wir uns für den Bau eines Modul-Dummies entschieden, um die Strecke abzufahren und bereits im Vorfeld mögliche Engpässe zu erkennen und ggfs. alternative Routen auszuarbeiten.

War das nötig?

Anders als in Deutschland kann man sich in China nicht auf die Angaben zu Breite oder Höhe der Durchfahrten verlassen. An den Mautstationen hatten wir rechts und links teilweise nur zwei Zentimeter Luft. Für die optimale Zeitplanung sind das wichtige Erkenntnisse. Wir konnten allerdings auch Tunnel problemlos passieren, die eigentlich hätten zu klein sein müssen. In China ticken die Uhren etwas anders und auch die Mentalität ist eine andere. Durch eine solide Planung und gute Kalkulation lassen sich jedoch letztlich viele Unwegsamkeiten bereits im Vorfeld umgehen, so dass wir eine gut machbare Route finden konnten und alle Module unbeschadet und im Zeitplan ihr Ziel erreichten.

Gab es trotz solider Planung unvorhersehbare Hürden?

Gibt es die bei solch einem Großprojekt nicht immer? (lacht) Bei unserer ersten Etappe von Nersheim zum Binnenhafen nach Mannheim wurde spontan ein vorher freigegebener Autobahntunnel für Reparaturarbeiten gesperrt. Nach einigen Telefonaten mit den zuständigen Behörden durften wir den Tunnel auf der Gegenfahrbahn durchqueren. Das ist schon etwas surreal: Auf einer Autobahn im Gegenverkehr mehrere Schwerlasttransporte durch einen Tunnel zu lotsen. Schlussendlich hat aber alles gut geklappt und die Module sind pünktlich im Hafen eingetroffen. Die Frage ist ja letztlich, wie man mit solchen Situationen umgeht. Im Idealfall hat man bei einem solchen Großprojekt immer ein paar Asse im Ärmel, welche es dann zu spielen gilt, um die Ware unversehrt und „in Time“ an das Ziel zu bringen.

 

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Zur Jahreswende 2016/2017 setzte Hermes Germany ein lang geplantes Großprojekt um: 77 voll ausgestattete Modulräume für eine Forschungsstation in China mussten vom schwäbischen Nersheim in die südwestlich von Shanghai gelegene Stadt Hangzhou transportiert werden.

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