Q&A: Wie können Frachtraten in volatilen Zeiten marktgerecht und transparent gestaltet werden?

Herr Glenschek, wie setzen sich Frachtraten generell zusammen, und wovon sind die Tarife abhängig?

Sebastian Glenschek: Die Bestimmung von Frachtraten ist ein komplexer Prozess. Unter anderem werden Faktoren wie das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage im Transportmarkt, die Art der zu transportierenden Güter, die Distanz, die gewählte Transportart sowie zusätzliche Dienstleistungen berücksichtigt. Auch die allgemeinen Marktbedingungen sowie der Wettbewerb zwischen Anbietern von Transportdienstleistern beeinflussen die Frachtraten. Sie setzen sich zusammen aus einer Basisrate für die grundlegenden Transportkosten, zuzüglich etwaiger Zuschläge für Kraftstoff, Währungsschwankungen, Gefahrgutzuschläge, THC (Terminal Handling Charges) und andere Dienste, die für den Transport erforderlich sein können.

Wie können die Frachtraten in volatilen Zeiten marktgerecht gestaltet werden?

Sebastian Glenschek: Schwankungen – etwa verursacht durch die Nachfrage, geopolitische Ereignisse oder Veränderungen am Markt – erschweren es oftmals, stabile und vorhersehbare Frachtraten zu gewährleisten. Eine präzise Tarifgestaltung in solch unbeständigen Perioden setzt voraus, dass man sich nicht nur auf kurzfristige Markttrends stützt, sondern auch mithilfe von digitalen Technologien Langzeitstrategien entwickelt. Advanced Analytics und Predictive Modelling sind beispielsweise nützlich, um auf Basis von Echtzeit-Daten Vorhersagen zu treffen und die Preisgestaltung entsprechend zu optimieren. Langfristige Verträge, die Flexibilitätsklauseln enthalten, bieten eine gewisse Stabilität, während sie gleichzeitig Raum für Anpassungen bei signifikanten Marktveränderungen lassen. Sinnvoll sind auch indexbasierte Frachtraten, wie etwa nach dem Shanghai Containerized Freight Index (SCFI).

Was ist der SCFI, und warum ist er für die Gestaltung von Frachtraten wichtig?

Sebastian Glenschek: Der Shanghai Containerized Freight Index ist ein wichtiger Frachtindex, der seit 2009 wöchentlich veröffentlicht wird und als ein wesentliches Barometer für die Dynamik im Containerfrachtmarkt gilt. Als weltweit am häufigsten genutzter Index für aktuelle Frachtkosten in Verbindung mit Importen aus China dient der SCFI als Richtschnur bei der Anpassung von Tarifen. So kann sichergestellt werden, dass Tarife sowohl wettbewerbsfähig als auch kostendeckend sind. Auch wir nutzen den SCFI zur Berechnung der Frachtraten.

Durch die Kopplung an den SCFI können sich unsere Kund*innen den Aufwand für wiederkehrende Preisverhandlungen sparen und sich jederzeit günstige und marktgerechte Konditionen sichern: Die aktuellen Konditionen werden automatisch auf Basis des SCFI aus dem Vormonat aktualisiert. Auch profitieren unsere Kund*innen von langfristigen Geschäftsbeziehungen: Je nach gebuchtem Volumen und Vertragslaufzeit erhalten sie weitere Preisvorteile beziehungsweise -abschläge.

Wie wird Transparenz über die Festlegung der Frachtraten geschaffen?

Sebastian Glenschek: Eine transparente Festlegung der Frachtraten ist entscheidend für das Vertrauen zwischen Spediteuren, Frachtunternehmen und den Kund*innen. Hier ist ein strategischer Ansatz erforderlich, der auf Offenheit, Datenzugänglichkeit und klaren Kommunikationskanälen basiert. Open-Pricing-Modelle etwa legen die Kostenstrukturen offen und bieten einen genauen Einblick in die Zusammensetzung der Frachtraten. Der Einsatz von Blockchain dokumentiert dabei Transaktionen in einer unveränderlichen Datenkette, wodurch eine lückenlose Nachvollziehbarkeit von Vertragsbedingungen, Frachtraten und Transaktionshistorien möglich wird. Auch regelmäßige Analysen und Berichterstattungen über Markttrends, Frachtkostenentwicklung und KPIs schaffen Transparenz und helfen den Stakeholdern, ein Verständnis für die Festlegung der Tarife zu entwickeln.

Darüber hinaus spielt auch der SCFI hier wieder eine bedeutende Rolle. Er bietet eine objektive und unabhängige Bewertung der Frachtraten im Containerverkehr von China zu verschiedenen Zielen weltweit. Durch die regelmäßige Aktualisierung dient dieser Index als Benchmark und trägt erheblich dazu bei, eine transparente Preisgestaltung zu fördern. Indem wir uns an diesen Raten orientieren, sehen unsere Kund*innen, dass die Preise auf realen Marktdaten basieren und die aktuelle Lage widerspiegeln. Auch mögliche Schwankungen können wir begründen, indem wir aufzeigen, wie Index-Veränderungen zu Anpassungen der Frachtraten führen. Insgesamt ist jedoch vor allem eine klare Kommunikation wichtig: Dadurch kann sichergestellt werden, dass alle Kosten vor der Versendung verstanden und vereinbart worden sind – Missverständnisse werden von Anfang an vermieden.

Herr Glenschek, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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