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Produktionsstandort Vietnam: Lokales Know-how für den Markteinstieg

von Claus

Internationale Freihandelsabkommen, stabile politische Verhältnisse sowie eine günstige geografische Lage und vergleichsweise niedrige Lohn- und Produktionskosten machen Vietnam zu einem attraktiven Produktionsstandort in Asien. Wie in nahezu allen fremden Märkten stehen deutsche und europäische Unternehmen dennoch zunächst vor Herausforderungen. Um das Potenzial zu heben und möglichen Risiken gezielt entgegenzuwirken, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern im Zusammenspiel mit intelligentem Supply Chain Management.

 

  1. Vietnam: Infrastruktur im Überblick
  2. Logistik: Herausforderungen mit lokaler Expertise meistern
  3. Risiken überwachen und eingrenzen
  4. Wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit
  5. Arbeitskräfte und Lohnentwicklung

1. Vietnam: Infrastruktur im Überblick

Um die zunehmenden Warenströme logistisch reibungslos abwickeln zu können, wird die bestehende Infrastruktur sukzessive optimiert. Hierfür sieht der von der vietnamesischen Regierung 2021 verabschiedete Masterplan für Transportinfrastruktur bis zum Jahr 2030 Investitionen von 65 Milliarden US-Dollar vor. Geplant sind unter anderem der Bau von 5.000 Autobahn-Kilometern entlang wirtschaftlicher Korridore, die Modernisierung veralteter Eisenbahnlinien und einer Mehrzahl der bestehenden Flughäfen sowie der Bau einiger neuer Strecken und eines Tiefwasserhafens bei Haiphong.

 

Seehäfen

Die günstige geografische Lage im Herzen Südostasiens und die 3.000 Kilometer lange Küstenlinie machen Vietnam mit seinen 44 See- und sieben Containerhäfen zu einem der wichtigsten Hafenumschlagplätze Südostasiens. Im Jahr 2019 wurden mehr als 19,35 Millionen TEU (twenty foot equivalent unit) und damit 654,6 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen – 14 Prozent mehr als 2018.

„Der „Masterplan on the Development of Vietnam’s Seaport System“ sieht vor, dass die Seehäfen bis 2030 1,5 Milliarden Tonnen an Güterladung abfertigen, darunter 38 bis 47 Millionen Standardcontainer (Twenty-Foot Equivalent Unit, TEU). Die für den Ausbau der Güterseehäfen bis 2030 veranschlagten Kosten in Höhe von 13,8 Milliarden US-Dollar sollen im Wesentlichen durch private Investoren getragen werden.

Weitreichende Ausbaupläne sind für den Tiefseehafen Lach Huyen im nördlichen Haiphong, das Tiefseehafen-Cluster Cai Mep-Thi Vai in der Provinz Ba Ria-Vung Tau und den Hafen Van Phong in der zentralvietnamesischen Provinz Khanh Hoa vorgesehen. Das Mekong-Delta, das bislang über keine eigene Anbindung an internationale Schifffahrtsrouten verfügt, soll mit dem Soc Trang Port einen eigenen Seehafen bekommen, der als Logistikdrehscheibe insbesondere für die im Mekong-Delta produzierten Agrarprodukte und Meeresfrüchte fungieren soll.

 

Flughäfen

Vietnam verfügt über zwölf internationale und zehn nationale Flughäfen. Bislang haben jedoch nur zwei der internationalen Flughäfen, Tan Son Nhat und Noi Bai, internationale Frachtlagerzentren.

Laut eines vom vietnamesischen Ministerium für Industrie und Handel 2020 herausgegebenen Logistikberichts macht der Luftverkehr bislang nur einen geringen Anteil am Gesamtvolumen der in Vietnam beförderten Waren aus, aber 25 Prozent des gesamten Exportwertes des Landes.

Marktexperten gehen davon aus, dass der Lufttransport angesichts eingeschränkter Zuganbindungen und der Größe des Landes an Bedeutung gewinnen wird. Das für die Entwicklung der vietnamesischen Flughafeninfrastruktur von 2021 bis 2030 benötigte Investitionskapital beläuft sich nach Angaben des Verkehrsministeriums auf rund 12 Milliarden US-Dollar.

 

Straßennetz

Der Straßenausbau hat für Vietnams weitere wirtschaftliche Entwicklung hohe Priorität. Landesweit sind eine Vielzahl an Schnellstraßen-, Brücken- und Tunnelprojekten in Planung, wobei der Fokus auf dem Ausbau des Nord-Süd-Expressway liegt. Das befestigte Straßennetz betrug im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von 594.898 Kilometern.

Gegenwärtig ist der Straßengüterverkehr, trotz der vergleichsweise hohen Kosten, aufgrund der Flexibilität und Wetterunabhängigkeit immer noch die beliebteste Transportform und macht einen großen Anteil des inländischen Güterverkehrs aus.

 

Schienenverkehr

Der Ausbau des Eisenbahnnetzes (3.143 Kilometer im Jahr 2019) kommt hingegen langsamer voran. Derzeit gibt es in Vietnam nur vier internationale Bahnhöfe für den Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse: Lao Cai, Yen Vien, Dong Dang und Hai Phong. Alle diese Bahnhöfe befinden sich im Norden, so dass die Mitte und der Süden des Landes kaum an das Schienennetz angeschlossen sind. Für den Eisenbahnsektor sind bis 2030 umfangreiche Investitionen in Höhe von rund 10 Mrd. US-Dollar vorgesehen.

Karte des Produktionsstandort Vietnam

2. Logistik: Herausforderungen mit regionaler Expertise meistern

Der Masterplan 2030 für die Transportinfrastruktur mit einem Investitionsvolumen von 65 Milliarden US-Dollar stellt die Weichen für die Entwicklung der vietnamesischen Transportinfrastruktur, um den anschwellenden Warenströmen zu entsprechen, die das hohe Wachstum, getrieben von Investitionen, Produktion und Exporten, hervorbringt. Dennoch entspricht die lokale Infrastruktur noch nicht vollständig den modernen Standards.

Um damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen und eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten, können ausländische Unternehmen auf Logistikdienstleister wie Hermes International und SEKO setzen. Im Rahmen einer strategischen Kooperation bieten die beiden Unternehmen ihren Kund*innen zusammen eine umfassende Expertise im internationalen Warenverkehr sowie tiefgehendes regionales Know-how. Als erfahrene Partner bieten sie individuelle Transportlösungen für die gesamte Lieferkette – See, Luft (Consol), Bahn, Truck und eine Kombination aus mehreren Verkehrsträgern – sowie Value Added Services wie Zolldienstleistungen oder Warehousing. Zudem kann mit SCM-Tools und Reporting Services zu einer erhöhten Transparenz entlang der gesamten Supply Chain beigetragen werden.

 

3. Risiken überwachen und eingrenzen

Als dauerhafter Unsicherheitsfaktor für den Standort Vietnam erweisen sich Starkwetterereignisse und Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen. Daher empfiehlt es sich, standardmäßig ein wirksames Risk Mapping zu implementieren und Lieferketten zum Beispiel durch smartes und digitales Frachtmanagement möglichst lückenlos zu überwachen.

 

4. Wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit

In Vietnam zeigt sich generell ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Arbeitsschutz und soziale Verantwortung. Das südostasiatische Land verfügt über einen umfassenden Rechtsrahmen, in dem einschlägige Arbeitsnormen ebenso festgelegt sind, wie die Verantwortung der Arbeitgeber für die Einhaltung derselben in den Lieferketten. Auch mit Blick auf das europäische Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wurden zuletzt große Anstrengungen unternommen, um den sozialen und ökologischen Anforderungen zu entsprechen. Dennoch empfiehlt es sich, vor der Aufnahme neuer Lieferantenbeziehungen, konkrete Vorgaben zu verpflichtenden sozialen und nachhaltigen Standards im Rahmen eines Verhaltenskodex (Code of Conduct) festzuhalten und von neuen Zulieferern unterzeichnen zu lassen.

Um die Einhaltung der geforderten Standards in Vietnam zu gewährleisten, tendieren insbesondere US-amerikanische und europäische Unternehmen dazu, lokale Compliance-Teams einzurichten, die die Umsetzung der Auflagen überwachen.

 

5. Arbeitskräfte und Lohnentwicklung

Vietnam verfügt über eine wachsende und gut ausgebildete Arbeiterschaft mit vielseitigen Fertigkeiten in der Produktion und hohen technischen Kompetenzen. 2022 betrug die Einwohnerzahl rund 98,18 Millionen, mehr als die Hälfte davon ist weiblich. Zudem ist die Bevölkerung jung und wächst tendenziell weiter. Aktuell machen die weiblichen Beschäftigten 47,3 Prozent der Gesamtbeschäftigtenzahl aus, womit Vietnam zu den 15 Ländern mit dem weltweit höchsten Anteil an erwerbstätigen Frauen zählt. Die Erwerbstätigkeit von Frauen wird steuerlich gefördert, so dass heute rund acht von zehn Frauen in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen berufstätig sind. Insbesondere in der Logistik und im Speditionswesen sind mehr Frauen als Männer beschäftigt.

Im Vergleich zu China sind die Arbeitslöhne in Vietnam relativ niedrig – bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen in Fabriken liegen die derzeitigen Lohnkosten vergleichsweise etwa 50 Prozent geringer. Da die Löhne aber künftig auch hier steigen werden, ist es zielführend, Produktion und Logistik von Beginn an unter dem Gesichtspunkt hoher Effizienz zu gestalten. Auch legt ein wachsender Wettbewerb um Fachkräfte nahe, eigeninitiativ in die Aus- und Weiterbildung des lokalen Personals zu investieren und Lieferantenbetriebe dahingehend gezielt zu entwickeln.

Adrian Biasi, Head of Commercial

„Vietnam bietet ausländischen Investoren großes Potenzial“

Adrian Biasi, Head of Commercial, SEKO Logistics Vietnam

„Als Aufstiegsmarkt bietet Vietnam in Südostasien großes Potenzial für europäische Unternehmen, die neue Beschaffungsmärkte erschließen möchten oder eine China +1-Strategie verfolgen. Beim Markteintritt gilt es eine Vielzahl landesspezifischer Vorschriften zu berücksichtigen, aus diesem Grund sollte das eigene Vorgehen detailliert geplant werden. Mit unserer langjährigen Erfahrung im Logistikgeschäft, unserem profunden lokalen Know-how, unserem etablierten Netzwerk ortsansässiger Partner sowie unserer strategischen Partnerschaft mit Hermes International tragen wir zur reibungslosen Abwicklung der Warenströme bei und unterstützen Unternehmen bei der Optimierung ihrer Supply Chain Performance.“

SEKO ist der strategische Partner von Hermes International, um Warenbewegungen von und nach Vietnam erfolgreich abzuwickeln. Mehr zu der Zusammenarbeit erfahren Sie in Kürze in einem gemeinsamen Interview hier auf dem Hermes Supply Chain Blog.

Weitere Zahlen, Fakten und Informationen zu Vietnam bietet unser aktueller Marktüberblick

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