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Q&A: Wie können wir die Nachhaltigkeit in der Supply Chain erhöhen?

von Claus

In unserer neuen Praxiskategorie „Q&A“ stellen Sie Fragen und wir antworten. Heute geht es um die Frage, wie Unternehmen die Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette erhöhen können. Geantwortet hat Tobias Ruscheweyh, Head of Branch bei Hermes International, einem Geschäftsbereich von Hermes Germany. Er stellt die Methode der Supply Chain Rückwärtsplanung zur Reduzierung von Co2-Emissionen vor.

„Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Co2-Bilanz in der Logistik zu verbessern und die Lieferkette dadurch nachhaltiger aufzustellen. Grundvoraussetzung ist jedoch, die ökologische Nachhaltigkeit verbindlich in die Planung und Steuerung von Logistik- und Transportnetzwerken zu integrieren. Eine weitreichende, intensive und langfristige Planung kann dann der erste Schritt sein, um die eigene Supply Chain ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Denn kurzfristiges Handeln führt in der Regel auch zu einer höheren Umweltbelastung. Bei der Ausschreibung von Transporten und der Auswahl von Dienstleistern sollten Unternehmen auch Umweltaspekte in die Entscheidung mit einbeziehen und Green Logistics-Optionen bevorzugen.

Um den Weg zur grünen Logistik einzuschreiten, ist es ratsam, die einzelnen Bereiche der Lieferkette kritisch auf vorhandenes Optimierungspotential zu prüfen und Stück für Stück nachhaltige Alternativen für bestehende Prozesse zu finden. Ein Ansatz kann hier z.B. die Rückwärtsplanung der Lieferkette sein. Damit ist nicht die Reverse Logistik gemeint, bei der es um die Optimierung von Retoure- oder Entsorgungsprozessen geht. Bei der rückwärtigen Supply Chain Planung geht es vielmehr darum, den Bedarf und die Beschaffung in der Planung von Lieferungen unter Einbeziehung ökologischer Aspekte enger miteinander zu verknüpfen. Davon ausgehend, wann Unternehmen die Ware tatsächlich im Lager benötigen, werden die vorgelagerten Prozesse entsprechend geplant und grüne Alternativen mit einbezogen: Der Nachlauf könnte beispielsweise per Binnenschiff bzw. Bahn anstatt LKW realisiert werden.

Co2-Emissionen im Vergleich auf Basis eines 466 Kollos (4660Kg und 22,2 cbm)

 

Auch im Hinblick auf die Beschaffungsstrategie können Unternehmen wichtige Meilensteine für eine nachhaltigere Supply Chain setzen: Qualifiziertere Absatzprognosen mit Hilfe von z.B. Big Data können Liefertermine sowie benötigte Mengen detaillierter ermitteln und ermöglichen dadurch eine grüne Auswahl von Transportmitteln.

Derzeit erfolgt ca. 90% des Welthandels über den Seeweg. Statistisch gesehen gehört damit dieser Transportträger zu den größten Emittenten. Im direkten Vergleich ist der Transport via Seeschiff nachweislich umweltverträglicher als der Transport per Luftfracht. Wie das nachfolgende Beispiel zeigt, ist die Seefracht auch der Bahn gegenüber im Vorteil, da bei der Bahn die Energiegewinnung durch Stromerzeugung in die Rechnung mit einbezogen wird.

Im Wege der Auftragsvergabe bzw. Auftragsplatzierung sollten sich Unternehmen darüber hinaus fragen:

  • Gibt es einen lokalen/nationalen Beschaffungsmarkt?
  • Können Produktions-/Transportkonsolidierungseffekte realisiert werden?
  • Können kurzfristig benötigte Warenbezüge auch alternativ realisiert werden?
  • Können für den internationalen Transport (z.B. Sea-/Airfreight) intermodale bzw. kombinierte Verkehre in Anspruch genommen werden?

Darüber hinaus können Unternehmen prüfen, ob Sie Artikel mit hohen Retourenquoten (und damit auch Retourenkosten) aus dem Angebot nehmen. Auch der Transport von Artikel mit langer Umschlagsdauer per Schnellservice sollte vor dem Hintergrund kritisch hinterfragt werden.

Grundsätzlich ist der Aufbau einer vollständig Co2-neutralen Lieferkette mit den aktuellen Transportmitteln und -Wegen noch nicht realisierbar. Unternehmen können neben weiteren Bemühungen ergänzend auch auf Co2-Kompensation setzen und durch die Finanzierung zertifizierter Klimaschutzprojekte einen Ausgleich schaffen. Nichtdestotrotz ist es möglich, durch das Drehen an den genannten Stellschrauben bereits einen signifikanten Unterschied zu machen und damit mittel- und langfristig den Weg hin zur Grünen Logistik zu beschreiten.

Einen Beitrag zur Frage “Wie kann die Digitalisierung unsere logistischen Prozesse verbessern?” finden Sie hier.

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