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Digitalisierungsstrategie für die Lieferkette: Wege in die Transformation

von Editorial Office

Eine gelingende Digitalisierung ist für zukunftsfähiges Wirtschaften unerlässlich – automatisierte Prozesse steigern die Resilienz, Sicherheit und Flexibilität entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses. Entscheidend für den Erfolg der Transformation ist unter anderem, wie sehr Digitalisierung erstens als Teil der Unternehmensstrategie verstanden und zweitens in der Umsetzung strategisch betrieben wird. Doch wie kann eine solche Strategie aussehen und worauf sollten Supply Chain Manager und Verantwortliche in der Beschaffung achten, wenn sie ihre Lieferkettenabläufe digitaler gestalten wollen? Wir zeigen, welche Überlegungen zu einer strategischen Digitalisierung gehören.

Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie sind im Vorteil

Besonders mittelständische Unternehmen, die bei der digitalen Transformation ohnehin Aufholbedarf haben, profitieren von einer Digitalisierungsstrategie. Das zeigte eine im Juni 2022 veröffentlichte Untersuchung der KFW: Unternehmen, welche einer Digitalisierungsstrategie folgen, sind bei der Umsetzung aktiver und auch erfolgreicher als solche, die ohne ganzheitlichen Plan vorgehen.

Einige der Ergebnisse:

  • Ein typisches mittelständisches Unternehmen führt Digitalisierungsvorhaben – Reorganisation von Arbeitsabläufen oder die Digitalisierung von Produkten oder Dienstleistungen – etwa ein Drittel häufiger durch, wenn es über eine Digitalisierungsstrategie verfügt.
  • Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie nutzen Big Data-Anwendungen mehr als dreimal so häufig.
  • KI-Anwendungen kommen bei der Transformation strategisch agierender Unternehmen zwei Drittel mal so oft vor.
  • Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie investieren 50 Prozent mehr in ihre Digitalisierung als ihre Pendants ohne Strategie – das zahlt sich in gesteigerter Effizienz und zukunftsfähigen Prozessen aus.

Die Ergebnisse besagen auch: Kleinere und lokal agierende Unternehmen – bei mittelständischen Unternehmen sind es lediglich 20 Prozent – verfügen selten über eine Digitalisierungsstrategie, obwohl sie bereits aktiv Ressourcen in die Digitalisierung investieren. Doch wie können Unternehmen noch systematischer vorgehen, um ihre Digitalisierungsziele zu erreichen?

Diese Punkte sind entscheidend / ausschlaggebend für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie:

  1. IST-Zustand erfassen, Ziele definieren
  2. In Datenströmen denken – und zwar unternehmensübergreifend
  3. Verantwortlichkeiten festlegen, Partizipation stärken
  4. Nicht nach Tools suchen , sondern nach ganzheitlichen Lösungen
  5. Smart implementieren, Synergien nutzen
  6. Kollaboration als Antwort: Digitalisierung mit Cloud & Co.

 

1. IST-Zustand erfassen, Ziele definieren

Ob neue Geschäftsmodelle, bessere Überwachung der Lieferkettenprozesse, höhere Effizienz oder Absicherung von Risiken – bevor Unternehmen ihre Digitalisierung vorantreiben, sollten sie sich über ihre Ziele im Klaren sein. Dazu gehören kurz-, mittel- und langfristige Überlegungen zur angestrebten Unternehmensentwicklung sowie mögliche Geschäftschancen und Marktrisiken. Erst wenn klare Zielvorhaben definiert sind, kann über das strategische Vorgehen entschieden werden.

Bevor der Weg zum Ziel abgesteckt werden kann, muss ein Bewusstsein für den gegenwärtigen Zustand geschaffen werden. Dazu gehört nicht nur eine Erhebung der Systeme, IT-Landschaft und Prozesse, sondern auch ein ehrlicher Umgang mit den Voraussetzungen: Was hemmt die interne Umsetzung, was läuft bereits gut, worauf bauen wir auf? Eine klassische SWOT-Analyse zu Beginn kann helfen, sich über Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken klar zu werden.

 

Dabei sind zwei Gedanken von zentraler Bedeutung:

a) Es gibt keine Schablone

 Jedes Digitalisierungsvorhaben ist so einzigartig wie das Unternehmen selbst. Es gibt weder ein generelles Set an Vorgehensweisen, denen zu folgen wäre, noch eine standardisierte Liste von Tools, deren Implementierung einen Erfolg garantieren. Es ist deshalb unerlässlich, die Strategie entlang der individuellen Ziele und Bedingungen auszurichten. Umso mehr gilt das, weil ein Digitalisierungsvorhaben eben nicht an Abteilungs- oder Unternehmensgrenzen endet, sondern nach Möglichkeit den gesamten Wertschöpfungsprozess erfassen sollte.

 

b) Digitalisierung fängt bei den Strukturen an, nicht bei den Tools

Digitalisierungspläne scheitern oft nicht zuletzt daran, dass zwar neue Tools etabliert werden, die Strukturen aber unverändert bleiben. Software, Tools und Technologien sind jedoch lediglich Werkzeuge – das Entscheidende ist, zu Beginn Prozesse und Abläufe zu analysieren und veraltete Strukturen neu auszurichten. Wo liegt welche Verantwortlichkeit? Wer hat worauf Zugriff? Wie sollen Abläufe gestaltet und verwaltet werden? Erst dann ist eine technologiegestützte Neuorganisation möglich.

2. In Datenströmen denken – und zwar unternehmensübergreifend

Digitalisierung bedeutet nicht nur Automatisierung, sondern in erster Linie Vernetzung. Erst aus der Vernetzung entsteht die Vielzahl an Vorteilen wie Arbeitserleichterung, Prozesseffizienz und Rationalisierung. Besonders komplexe Strukturen wie Liefernetzwerke profitieren erheblich von der Übersicht und Transparenz, welche digitale Technologien ermöglichen. Das gilt von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, den Transport, den Verkauf bis zur Entsorgung. Das notwendige Rohmaterial für ein aussagekräftiges Gesamtbild sind: Daten.

Für eine wirksame Digitalisierungsstrategie gilt deshalb:

  1. Daten nicht in Silos sperren, sondern für freien, gleichzeitig datenschutzkonformen Fluss sorgen – dabei sollten interne und externe Prozesse verknüpft gedacht werden.
  2. Je besser die Qualität der Daten, desto aussagekräftiger sind sie.
  3. Genau definieren, worüber wer im Unternehmen was wie genau wissen sollte.
  4. Daten nicht nur sammeln, sondern qualifizieren und gezielt analysieren.
  5. Wirklich vom Anfang bis zum Ende denken – ein Produkt kann theoretisch über die gesamte Wertschöpfung und Lebensdauer verfolgt, die gesammelten Daten auf vielfältige Weise analysiert und die Erkenntnisse für die fortlaufende Optimierung genutzt werden.
  6. Stakeholder identifizieren – wer ist beteiligt? Dazu zählen z.B. relevante Abteilungen wie Einkauf, Lager und Sales, außerdem Zulieferer, Abnehmer, Rohstofflieferanten, Entsorger und Logistikdienstleister

Der smarte Umgang mit Datenmaterial ist ein, wenn nicht der entscheidende Punkt erfolgreicher digitaler Transformation.

3. Verantwortlichkeiten festlegen, Partizipation stärken

Projekt- und Qualitätsmanagement: Komplexe und übergreifende Projekte wie die Digitalisierung scheitern oftmals an nicht ausreichend definierten Vorgängen. Für den Erfolg einer Strategie ist ein sauberes Prozess- und Projektmanagement unerlässlich, auf dem das Digitalisierungsvorhaben aufsetzen kann. Es sollten klare Verantwortlichkeiten festgelegt werden, um den Überblick zu behalten, Fortschritte und Hemmnisse zu identifizieren und ein späteres Nachjustieren zu ermöglichen.

Eine grundlegende Basis können Unternehmen mit einem Projekt- und Qualitätsmanagement nach ISO 9001 schaffen.

Mitarbeiterbeteiligung und Transparenz: Ein besonders bedeutender Faktor ist die Einstellung der Mitarbeiter*innen gegenüber den geplanten Veränderungen. Digitalisierungsvorhaben bringen oft einschneidende Umstrukturierungen mit sich – durch gezielte Beratung, offene Kontroversen, transparentes Vorgehen und vor allem Beteiligung können diesbezügliche Sorgen gemindert und die Akzeptanz gestärkt werden.

4. Nicht nach Tools suchen, sondern nach ganzheitlichen Lösungen

Robotik, Sensorik und Internet of Things (IoT), 3D-Druck und Künstliche Intelligenz (KI), dazu  Virtual & Augmented Reality, Blockchain- oder Edge-Anwendungen, Warehouse-Lösungen, E-Procurement, Waren- und Lieferkettenmanagement – auf dem Markt existieren unzählige Lösungen für jedweden Bedarf. Die Auswahl passender Technologien kann deshalb mitunter ein komplexes Unterfangen sein.

Bei der Entscheidungsfindung gilt: Es geht nicht darum, die besten Tools auszuwählen – sondern die passenden.

Entscheidende Kriterien bei der Auswahl:

  1. Erweiterbarkeit: die Systeme und Tools sollten so gewählt sein, dass sie in der Zukunft komfortabel um weitere Lösungen ergänzt werden können.
  2. Konnektivität: Das Ziel ist Vernetzung. Tools und Lösungen sind dann optimal, wenn sie sich innerhalb des Unternehmens, aber auch über Unternehmensgrenzen hinweg mit den Systemen anderer Abteilungen, Lieferanten, oder Geschäftskunden verbinden lassen.
  3. Durchlässigkeit: Die Lösungen sollten sicherstellen, dass Daten nicht an einem Speicherort verbleiben, sondern so breit wie möglich mit anderem Datenmaterial zusammenfließen und unter Einhaltung des Datenschutzes so gut wie möglich allen beteiligten Akteur*innen zugänglich sind.

5. Smart implementieren, Synergien nutzen

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen begegnen unternehmensübergreifenden Digitalisierungsvorhaben mit großem Respekt vor der Komplexität, den zu erwartenden Kosten und dem hohen zeitlichen Aufwand. Hinzu kommt in vielen Fällen der interne Mangel an Spezialist*innen, welche die Umsetzung vorantreiben könnten. Diese Hemmnisse nennen befragte Verantwortliche sowohl in der Studie „Digitalisierung von Supply Chains“ des BME als auch im 17. Hermes-Barometer „Kollaboration in der Supply Chain“.

Auch die mangelnde Systemkompatibilität ist ein Thema, welches Digitalisierungsvorhaben in den Augen der Verantwortlichen behindert. Besonders in Netzwerken mit vielen Stakeholdern und Akteuren können die Fragen aufkommen: Wie verbinden wir die einzelnen Unternehmen und wer stellt die notwendige Technologie? Eine Lösung kann sein, auf bestehende Partnerschaften mit Akteuren im Unternehmensnetzwerk zu setzen und auf diese Weise Synergien zu nutzen.

6. Kollaboration als Antwort: Digitalisierung mit Cloud & Co.

Die ideale Antwort darauf, wie die transparente Zusammenarbeit einzelner Unternehmen gelingt, sind kollaborative, cloudbasierte Plattform-Lösungen.

So kann zum Beispiel ein Logistikunternehmen mit smarten Supply Chain-Lösungen zu einer Digitalisierungsstrategie bei den Lieferkettenprozessen beitragen oder sogar den Knotenpunkt darstellen, an dem Datenströme aus der Lieferkette gebündelt, ausgewertet und analysiert werden. Die Geschäftskunden von Hermes International profitieren seit langem davon, dass auch Supply Chain-Solutions und digitale Plattformen bzw. Services für Frachtmanagement, Risk Management oder Nachhaltigkeitsmonitoring, zum Leistungsangebot gehören. Als Bindeglied zwischen den einzelnen Unternehmen einer Lieferkette ist die Logistik ideal, um auch Supply Chain-Daten zu erheben und Unternehmen zu vernetzen.

Die Geschäftskund*innen bedarfsgerecht und ganzheitlich durch digitale Dienstleistungen zu unterstützen, hat sich so gut bewährt, dass mit dem angestrebten „Next Level“ die Transformationsbestrebungen 2023 weiterentwickelt und damit die erfolgreiche Kollaboration in der Lieferkette gestärkt wird.

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