Home Insights Zukunft der Logistik: “Supply Chain Management auf ein Next Level heben“
Pixaby / Alexandre Gonçalves da Rocha

Zukunft der Logistik: “Supply Chain Management auf ein Next Level heben“

Stephan Schiller im Interview zu gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen

von Editorial Office

Die globalen Entwicklungen definieren seit mehr als zwei Jahren fortlaufend neue Anforderungen an die Organisation von Warenbewegungen. Beschaffung und Logistik stehen vor der Aufgabe, neue Lösungen für gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen zu entwickeln. Welche Schritte jetzt notwendig sind, warum Kollaboration zählt und wie das Supply Chain Management der Zukunft aussehen sollte, beantwortet Stephan Schiller, CEO bei Hermes International, einem Geschäftsbereich von Hermes Germany. 

Herr Schiller, welche Learnings ziehen Sie aus der gegenwärtigen Weltmarktlage und den damit verbundenen Herausforderungen für Beschaffung und Logistik?

Die Entwicklungen in der Logistik und im Supply Chain Management wurden seit 2020 wie in einem Zeitraffer beschleunigt. Derart viele Veränderungen mit Wirksamkeit für alle, leider bedingt durch Krisen, hat es in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben. Sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft haben das Funktionieren von Lieferketten und Logistik als Motor und Enabler fast allen wirtschaftlichen Handelns erkannt. Damit ist die Bedeutung logistischer Dienstleistungen und zunehmend auch des Supply Chain Managements sehr klar geworden.

“Die Bedeutung von Logistik und SCM ist sehr klar geworden”

 

stephan-schiller

Stephan Schiller, CEO von Hermes International.

Welchen Herausforderungen werden global agierende Unternehmen künftig vermehrt gegenüberstehen?

Wir haben erkannt, dass Lieferketten, Beschaffungs- und Versorgungsstrukturen maximal flexibel aufgestellt und unabhängig gestaltet werden sollten. Das Prinzip ‚All Eggs in one Basket‘ mit einer zu starken Fokussierung auf wenige Märkte, Lieferanten oder Dienstleister wird und darf es nicht mehr geben. Das bedeutet jedoch ein Wachstum der Komplexität in den Strukturen und Schnittstellen für alle Akteure der Supply Chain. Auf Seiten der Kunden wird zusätzliches Know-how immer bedeutender – das gilt für die Erschließung von Märkten, die Implementierung digitaler Lösungen und die Risikoüberwachung in der Lieferkette. Logistikdienstleister dagegen werden sich seltener in exklusiven Vertragssituationen bewegen und müssen hinsichtlich ihres Angebots auch über die klassischen Leistungen hinaus agiler und vielfältiger werden. Die Bedeutung kooperativen Handelns und kollaborativer Angebote wird steigen. Logistikdienstleister müssen den optimalen Mix aus hoher Fachkompetenz und technologischen Fähigkeiten finden und zudem stark kundenzentrisch organisiert sein.

Bei welchen Herausforderungen können Kooperationen besonders unterstützen?

Grundsätzlich helfen Kooperationen immer dann, wenn mehrere Akteure ein ähnliches Problem haben. In vielen Bereichen wie der Logistik ist das kooperative Prinzip schon lange die Regel – z.B. in der Container-Schifffahrt. Auch in der Luftfahrt-Branche und auf der Straße teilen sich Unternehmen bereits Frachtraum und Ladeflächen, um eine optimale Auslastung zu erreichen. Bisher war vor allem die Kosteneffizienz der treibende Faktor – zukünftig wird auch das Thema Nachhaltigkeit dafür sorgen, dass Transportkapazitäten möglichst effizient ausgenutzt werden. Gerade der KEP-Markt mit seinen individuell zugeschnittenen Kurier- Express- und Paketdienstleistungen birgt aus meiner Sicht viel Potential für mehr Kooperation.

Welchen Stellenwert nimmt in diesem Kontext die digitale Transformation ein?

Wo verschiedene Beteiligte bereichs- oder unternehmensübergreifend gemeinsam agieren, steigt automatisch die Komplexität. Um ein solches Netzwerk zu beherrschen, ist ein hohes Maß an Agilität und Transparenz notwendig. Ohne Technologie ist das nicht zu erreichen. Die Verfügbarkeit von Daten wird zunehmend der entscheidende Business-Enabler sein. In der Vergangenheit lag der Fokus – auch den technologischen Möglichkeiten entsprechend – eher auf der Auswertung vorhandenen Datenmaterials. Zukünftig werden Echtzeitdaten, Simulationen und Vorhersagen anhand prädiktiver Analyse über den Unternehmenserfolg entscheiden. Das betrifft auch die Steuerungsfähigkeit der gesamten Lieferkette: Priorisieren, Beschleunigen, Lagerstandorte und Transport-Modes wechseln – all das und noch mehr mitten im Life-Cycle einer Sendung wird zum Standard werden müssen, um kurzfristig auf Kundenwünsche oder externe Veränderungen reagieren zu können. Dabei muss Hermes International nicht mehr zwingend das ausführende Unternehmen sein – es ist vorstellbar, dass wir zukünftig als Hybrid aus 3PL (Third-Party-Logistics) und 4PL (Fourth-Party-Logistics) agieren und damit zuverlässiger Manager aller Services in der Transport-und Lagerlogistik unserer Auftraggeber werden.

“Wir wollen als Tech-Driven Forwarder bei Logistik und Supply Chain Management optimal unterstützen”

Wie unterstützt Hermes International Kund*innen bei der Weiterentwicklung?

Mit unseren physischen und digitalen Supply Chain Management-Lösungen bieten wir unseren Kunden bereits umfangreiche Servicedienstleistungen, die weit über reine Logistik hinausgehen. Die vergangenen Jahre haben unseren Antrieb gestärkt, noch wirksamere Lösungen zu entwickeln – wir wollen unser Angebot auf ein Next Level heben und zu einem Tech-Driven Forwarder der Branche werden. Neben solider handwerklicher Logistikarbeit mit hoch qualifizierten Fachleuten – wir arbeiten ausschließlich mit bestens ausgebildeten Speditionsfachkräften – möchten wir das jeweilige Geschäftsmodell unserer Kund*innen mit passgenauen Lösungen und dem Einsatz smarter digitaler Technologien orchestrieren. Eine Portal-Lösung soll dabei maximalen Komfort, Kollaboration und effiziente Steuerung ermöglichen.

Welche Vorteile kann eine kollaborative Plattform für die Zusammenarbeit bieten?

Eine kollaborative Lösung macht den Zugang zu Daten und Informationen für alle Beteiligten in der Lieferkette noch niedrigschwelliger als bisher. Statt einer Vielzahl von Schnittstellen aus einer Vielzahl von Systemen erhalten befugte Akteure nun direkten Zugriff auf die physische und digitale Supply Chain. Dadurch wird der Fluss von Daten, Informationen und Gütern noch effizienter und transparenter zu steuern sein. Neue Analyse- und Reporting-Funktionen ergänzen die Transformation des Lieferkettenmanagements: Damit wollen wir unsere Supply Chain Solutions ab 2023 in einem kontinuierlichen Prozess der Weiterentwicklung auf ein neues Level heben.

Herr Schiller, wir bedanken uns für das Gespräch.

Die Kollaboration in der Lieferkette ist ein wichtiger Bestandteil der Transformation. doch wie weit ist die Umsetzung in den Unternehmen, welche Hindernisse begegnen den Verantwortlichen und auf welche Technologien setzen sie?

Antworten gibt unser 17. Hermes-Barometer “Kollaboration in der Supply Chain”, hier zum kostenfreien Download. 

Ähnliche Beiträge

Schreiben Sie einen Kommentar

* Wenn Sie dieses Formular nutzen, stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.