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Die kollaborative Supply Chain: Hemmnisse bei der Umsetzung

17. Hermes-Barometer

von Editorial Office

Unternehmen haben das Potenzial von Kollaboration in der Supply Chain erkannt, sehen sich aber zahlreichen Hemmnissen gegenüber. Besonders der Zeit- und Kostenaufwand bei der Implementierung notwendiger Technologien und  inkompatible IT-Systeme und Datenformate hemmen demnach die erfolgreiche Kooperation mit Partnern und Lieferanten. Aber auch die fehlende Vernetzung und mangelnde personelle Ressourcen stellen relevante Hindernisse dar. Welche Bedeutung die Befragten der verstärkten Zusammenarbeit in der Lieferkette beimessen, welche Faktoren die Umsetzung erschweren und auf welche Technologien Unternehmen setzen, zeigen die detaillierten Ergebnisse des 17. Hermes-Barometers „Kollaboration in der Supply Chain“. Befragt wurden 150 Logistikverantwortliche.

Potenzial erkannt, aber noch nicht voll ausgeschöpft

Mehr als sechs von zehn der befragten Logistikverantwortlichen geben an, dass Effizienzsteigerungen in der Supply Chain zukünftig nur durch Kooperationen und den Datenaustausch mit Geschäftskunden und Lieferanten möglich sein werden.   Auch die Frage nach möglichen Wettbewerbsvorteilen wurde positiv beantwortet: 61 Prozent sehen in der kollaborativen Zusammenarbeit das Potenzial, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen.

Daher zählt die verstärkte Zusammenarbeit mit Kund*innen und Lieferanten in der Supply Chain bei einem Großteil der Unternehmen (68 Prozent) bereits zum Geschäftsalltag. Unternehmensinterne Kompetenzen werden überwiegend als ausreichend hoch eingeschätzt, um die Zusammenarbeit mit den Partnern zu optimieren und die Logistikprozesse selbst erfolgreich zu planen.

So geben 65 Prozent an, im Unternehmen über das nötige Know-how zu verfügen. Bei Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitenden stimmen dieser Aussage 72 Prozent und in Unternehmen mit 250 bis 1.000 Beschäftigten 75 Prozent zu. Dennoch sagt über alle Unternehmensgrößen hinweg etwa die Hälfte der Befragten (56 Prozent), das Potenzial kollaborativer Prozesse sei bekannt, werde aber noch nicht voll ausgeschöpft.
Kollaborative Supply Chain Hemmnisse

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Diese Hemmnisse erschweren die Umsetzung der Kollaboration

Dass das volle Potenzial von Kooperation und kollaborativer Zusammenarbeit noch nicht vollständig ausgeschöpft werden kann, führen die befragten Unternehmen auf verschiedene Herausforderungen und Hemmnisse zurück:

  1. Aufwand bei der Implementierung notwendiger Technologien

Der Zeit- und Kostenaufwand bei der Implementierung notwendiger Technologien stellt der der Umfrage zufolge über alle Unternehmensgrößen hinweg das größte Hindernis dar. Mit 57 Prozent geben mehr als die Hälfte der Befragten diesen Faktor an. Bei Unternehmen mit 250 bis 1.000 Beschäftigten sind es sogar 83 Prozent, bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter*innen 67 Prozent. Eine mögliche Erklärung ist der bei großen Unternehmen die weitaus höhere Komplexität des Liefernetzwerks. Damit steigen die Anforderungen an kollaborative IT-Systeme erheblich. Besonders im Mittelstand scheinen die Ressourcen dafür oft nicht zu genügen. Große Unternehmen scheinen auf die monetären und zeitlichen Herausforderungen besser eingestellt zu sein.

  1. Inkompatible IT-Systeme und Datenformate

Ebenfalls als großes Hemmnis beschrieben wird die Inkompatibilität von IT-Systemen und Datenformaten innerhalb der Supply Chain, da hierdurch die Zusammenführung von Informationen erschwert wird. Insgesamt stimmt dieser Aussage mehr als die Hälfte  der Befragten (56 Prozent) zu – jedoch variiert dies nach Unternehmensgröße. Während bei Unternehmen mit 50 bis 250 Beschäftigten 48 Prozent der Befragten angeben, bei der Kooperation vor dieser Hürde zu stehen, bestätigen dies in größeren Organisationen (250 bis 1.000 Mitarbeiter*innen) dreiviertel der Verantwortlichen. Bei mehr als 1.000 Beschäftigten gaben sogar 84 Prozent die Systeminkompatibilität als hemmend an – also beinahe neun von zehn Unternehmen.

Auch hier ist vermutlich die sehr komplexe Vernetzung großer Unternehmen die Ursache. Ein Großunternehmen oder Konzern interagiert in seiner Lieferkette in der Regel mit weit mehr Partnern und Lieferanten als ein kleines. Die nach wie vor existierende Vielfalt von IT-Systemen und traditionell gepflegten Arbeitsweisen – wie die Datenübermittlung per Excel  – können die Kollaboration erschweren.

Deshalb ist es nicht überraschend, dass vor allem größere Unternehmen effiziente Steuerungstools wie IT-Plattformen als erfolgsversprechend für die Kollaboration in der Supply Chain ansehen. Auch auf Cloud–  und Plattformlösungen sowie für Analyse, Monitoring und Realisierung einer gemeinsamen Kommunikationsarchitektur wird hier in besonderem Maße gesetzt. Alle Daten dazu finden sich in der Umfrage.

  1. Fehlende Vernetzung mit Lieferanten und Handelspartnern

Die Mehrheit der Unternehmen ist sich einig, dass sich auch eine fehlende Vernetzung mit Lieferanten und Handelspartnern nachteilig auf die angestrebte Kollaboration auswirkt. Mit 59 Prozent sagen mehr als die Hälfte aller Befragten, dies würde ein sehr großes bzw. großes Hemmnis darstellen. Die Werte sind bei den Unternehmensgrößenklassen nahezu identisch.

  1. Fehlende personelle Ressourcen für eine intensive Zusammenarbeit zwischen Partnern

Das Fehlen personeller Ressourcen hemmt eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Partnern in der Lieferkette ebenfalls. Für 65 Prozent der Verantwortlichen hat dieser Faktor eine hinderliche Wirkung auf die Umsetzung kollaborativer Prozesse. Im Jahr 2018 lag dieser Wert gemäß dem 9. Hermes-Barometer noch bei 46 Prozent. Die Anforderungen an die Zusammenarbeit scheinen also deutlich gestiegen zu sein. Besonders kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten (77 Prozent) und große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden (84 Prozent) geben die personelle Aufstellung als Hindernis bei der erfolgreichen Umsetzung der Kollaboration an. Unternehmen zwischen 50 und 250 Beschäftigten (61 Prozent) treffen diese Aussage etwas seltener. Bei solchen mit 250 bis 1.000 Mitarbeiter*innen sahen genau die Hälfte der Befragten hierin ein Hemmnis.

Bei kleinen Unternehmen ist der Mangel an personellen Ressourcen durch die geringe Anzahl an Beschäftigten nachvollziehbar. Bei großen Organisationen lässt sich diese Angabe wiederum auf die Vielzahl an Partnern und Lieferanten innerhalb der Lieferkette beziehen – je umfangreicher das Netzwerk, desto erschwerter ist eine intensive Zusammenarbeit mit jedem Einzelnen. Auch das erklärt, warum IT-Systeme und Steuerungstools in größeren Unternehmen eine starke Rolle spielen: sie sind für Effizienz, Informationsübermittlung und Kommunikation innerhalb der Lieferkette sehr wirksam. Wohl aus diesem Grund wünschen sich größere Unternehmen höhere Kompatibilität der IT-Systeme und technologische Kooperation mit ihren Lieferanten und Partnern.

  1. Sicherheitsbedenken hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz

Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz beim gemeinsamen Zugriff und Teilen von Informationen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Sensibilität ist in dieser Hinsicht seit 2018 über alle Unternehmensgrößen hinweg um 19 Prozent gestiegen: 61 im Vergleich zu 42 Prozent äußerten Sicherheitsbedenken.

Diese Einschätzung kommt nicht von ungefähr: Die Anzahl von Cyber-Attacken hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Auch KMU sind vermehrt betroffen. Dennoch sollten Unternehmen nicht auf Digitalisierung und technologische Kollaboration verzichten – im schlimmsten Fall bedeutet das einen Verlust von Wettbewerbsvorteilen. Vielmehr hilft eine erhöhte Aufmerksamkeit, umfangreiche Schulung der Mitarbeiter*innen und bei Bedarf externe Beratung oder Unterstützung bei der Anpassung der Sicherheitsstandards.

Unterstützung von Logistikdienstleistern erwünscht

Trotz der insgesamt positiven Selbsteinschätzung des internen Know-hows wünschen sich mehr als sieben von zehn aller befragten Unternehmen (74 Prozent) von ihren externen Logistikdienstleistern Unterstützung bei der Bereitstellung digitaler Angebote. In der Praxis kann externe Begleitung tatsächlich dabei unterstützen, die Kollaboration in der Supply Chain weiterhin zu stärken. Vom Logistikdienstleister bereitgestellte Cloud-Lösungen zum Beispiel können bei der Beseitigung von Hindernissen wie nicht-kompatiblen IT-Systemen und IT-Sicherheitsbedenken Abhilfe schaffen.

Zum Download des gesamten 17. Hermes-Barometers „Kollaboration in der Supply Chain“ geht es hier – welche Bedeutung Unternehmen der kollaborativen Zusammenarbeit beimessen und auf welche Technologien sie dabei setzen.

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