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Nachhaltigkeit in der Supply Chain: Umwelt schonen, Umsatz erhöhen?

von Claus

Das Thema Nachhaltigkeit ist längst viel mehr als nur ein gesellschaftlicher Trend: Nicht nur Verbraucher*innen und Politik, auch eine wachsende Zahl von Unternehmen sehen nachhaltiges Wirtschaften als zukunftsweisend an. Das bestätigen die Zahlen des jüngsten Hermes-Barometers, bei dem 200 Unternehmen zu einem nachhaltigen Supply Chain Management befragt wurden. Fast drei Viertel der befragten Logistikverantwortlichen sind der Meinung, dass sie nur mit der Umsetzung umweltverantwortlicher Kriterien wettbewerbsfähig bleiben können. Doch es gibt noch mehr Gründe, warum Unternehmen zunehmend auf eine grüne Lieferkette setzen.

Weltweit gefordert und umgesetzt: Green Supply Chain Management

Immer mehr Beispiele verdeutlichen das Bedürfnis vieler Unternehmen langfristig nachhaltige Strategien umzusetzen. Die Clean Cargo Work Group, ein Zusammenschluss von über 80 führenden Verladern, Spediteuren und Frachtführern, zu denen auch Hermes International gehört, arbeitet zum Beispiel bereits seit 2002 aktiv daran, die CO2-Emissionen in der Containerschifffahrt zu senken. Mit Erfolg: Die CO2-Emissionen sind relativ zur Transportleistung deutlich gesunken.

Erst kürzlich haben darüber hinaus über 150 Branchenvertreter aus Schifffahrt, Fracht, Energie, Finanzen, Häfen und Infrastruktur die gemeinsame Erklärung „Call to Action for Shipping Decarbonization“ unterschrieben. Darin fordern die beteiligten Firmen und Organisationen Regierungen weltweit dazu auf, politische Rahmenbedingungen zu formulieren, um den weltweiten CO2-Ausstoß der maritimen Schifffahrt noch weiter zu reduzieren. Das Ziel: Mithilfe staatlicher Förderungen einen emissionsfreien Schiffsverkehr bis 2030 erreichen, damit die gesamte Branche bis 2050 klimaneutral wird.

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Mehr Nachhaltigkeit wagen: Praxisbeispiele für ein grünes Supply Chain Management

Die Modeindustrie hingegen will auf die anhaltenden Probleme in der Supply Chain mit einer Vergrößerung des Nearshoring-Anteils reagieren. Laut einer Mckinsey-Studie planen 71 Prozent der befragten Modeunternehmen ihre Transportwege zu verkürzen, also die Ware aus näher gelegenen Ländern zu beschaffen. Während für Europa damit die Türkei als eines den interessantesten Produktionsländern in Frage kommt, ist der US-Markt verstärkt an Zentralamerika interessiert. 24 Prozent würden sogar den Reshoring-Anteil erhöhen, also die Rückverlagerung ins eigene Land. Wenngleich hier Kosteneinsparungen vor dem Wunsch nach Nachhaltigkeit stehen, wird diese Entwicklung einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, da durch kürzere Transportwege CO2 eingespart wird.

Auch im Luftverkehr finden sich Beispiele in Richtung Nachhaltigkeit: So bietet Lufthansa Cargo einen CO2-neutralen Transport für alle Strecken und Produktgruppen an, indem zertifizierte Ausgleichsprojekte unterstützt werden, die die entstehenden fossilen Emissionen vermeiden oder zumindest kompensieren sollen. Als weitere Maßnahmen kommen Sustainable Aviation Fuels (SAF) zum Einsatz, bei denen eine bestimmte Menge Biokraftstoff beigemischt werden sowie ausschließlich Lightweight Container. Hier wird ebenso die hundertprozentige Klimaneutralität als ambitioniertes Ziel angepeilt.

Vorteile erkennen und nutzen: Tipps für eine grüne Lieferkette

Das Hermes-Barometer zeigt: Der Großteil der Befragten möchte nachhaltiger wirtschaften. Die Frage bleibt jedoch: Wie können Maßnahmen am sinnvollsten umgesetzt werden? Immerhin haben bereits ein Drittel (31 Prozent) nachhaltige Strategien für die Lieferkette entwickelt oder umweltstrategische Maßnahmen innerhalb der Lieferkette gestartet (22 Prozent).

Diese Maßnahmen beinhalten vor allem die Kosten- und Emissionseinsparungen durch den Einsatz alternativer Verkehrsmittel (53 Prozent), die Regionalisierung der Lieferkette bzw. die Diversifikation des Liefernetzwerkes (47 Prozent) sowie den Einsatz entsprechender SCM-Software für effizientere Arbeitsabläufe (39 Prozent) und die Steigerung der Energieeffizienz bei industriellen Immobilien (26 Prozent).

Sustainable Supply Chain Finance als Lösungsansatz

Ein weiteres Instrument ist die Sustainable Supply Chain Finance (SSCF), um die Nachhaltigkeit der Lieferkette zu erhöhen, während die Kosten geschont werden. SSCF bezeichnet die Erweiterung von Supply Chain Finance (SCF) und bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile des SCF an ein nachhaltigeres Verhalten ihrer Lieferanten zu koppeln. Das bedeutet, dass sich Zulieferer an vorgegebene Nachhaltigkeitskriterien halten müssen und dadurch Zugang zu einer größeren Finanzierungsbasis und geringeren Finanzierungskosten erhalten.

Obwohl diese Praxis noch nicht so stark etabliert ist, auch, weil viele Entscheidungsträger diesen Ansatz einfach nicht kennen, deuten erste Erfahrungen auf messbare Vorteile hin: So seien nachhaltig produzierende Lieferanten finanziell stabiler aufgestellt. Das reduziere die Gefahr für Ausfälle und erhöhe die Verlässlichkeit der Lieferketten. Der „Beyond Supply Chain“-Bericht des Weltwirtschaftsforums zeigt zudem, dass eine Umsetzung nachhaltiger Praktiken zu Kostensenkungen in der Supply Chain von 9 bis 16 Prozent führen kann. Inwieweit SSCF wirklich zu einer grüneren Zukunft der Lieferkette führen wird, lässt sich noch nicht sicher sagen, die ersten Prognosen zeichnen jedoch ein sehr positives Bild.

Supply Chain Management frühzeitig nachhaltig ausrichten

Wenngleich viele Unternehmen bereits aus eigener Motivation ihre Lieferkette nachhaltiger gestalten, die Gesetzgebung wird in den kommenden Jahren auch die Unternehmen zum Umdenken bringen, die bisher noch wenig aktiv sind. Das deutsche Lieferkettengesetz tritt bereits im kommenden Jahr in Kraft und jüngste Meldungen lassen verlauten, dass die EU ein noch strengeres Gesetz verabschieden wird.

Für Verantwortliche lohnt es sich daher, den Wandel zeitnah aktiv zu gestalten, um damit einhergehende Wettbewerbsvorteile zu heben sowie geltenden gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen. Dienstleister wie Hermes International, ein Geschäftsbereich von Hermes Germany, unterstützen Unternehmen bei der grünen Gestaltung ihrer Prozesse – und kommen damit einem Wunsch der für das Hermes-Barometer befragten Logistikverantwortlichen nach. 54 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Logistikdienstleister bei der Reduktion von CO₂-Emissionen beraten sollten.

Das gesamte Hermes-Barometer „Green Supply Chain Management“ können Sie kostenfrei hier herunterladen.

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