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Studie zeigt: So lassen sich Lieferketten zukunftssicher gestalten

von Maren Jannen

Immer mehr Unternehmen entwickeln Strategien, um proaktiv Störungen oder Ausfälle entlang der Wertschöpfungskette zu vermeiden. Das „Herchenbach Supply Chain Institut“ hat in seiner Studie „Lieferketten: Unter Druck sicher – Kostenoptimiertes Supply Chain Management zur Resilienzsteigerung“ 320 Logistik-Entscheider aus verschiedenen Ländern zur Risikobewertung und Sicherheit ihrer Lieferkette befragt – mit interessanten Ergebnissen auch zur Wirksamkeit der eingesetzten Präventivmaßnahmen.

Die Herausforderungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Unternehmen einem multifaktoriellen Geschehen ausgesetzt sind – ihre Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit ist dabei zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Wie handlungsfähig sind Verantwortliche, wenn ihre Lieferketten Störungen ausgesetzt sind? Wie können sie flexibel und zuverlässig auf kurzfristige Veränderungen am Markt reagieren? Dieser Thematik geht das Herchenbach Supply Chain Institut nach. Die aktuelle Studie „Lieferketten: Unter Druck sicher“ ist eine Neuauflage der Umfrage aus dem Pandemiejahr 2021: Den teilnehmenden Unternehmen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurden nun erneut Fragen zur Lieferkettensicherheit gestellt, um anhand der Antworten nachzuprüfen, welche Maßnahmen zur Stärkung der Supply Chain als besonders wirkungsvoll eingeschätzt werden. Für die Studie wurden 320 Entscheider aus Schlüsselindustrien mit einem Fokus auf Logistik und Transport befragt.

Gestiegene Energiepreise sind größte Herausforderung für Unternehmen

Zunächst wurden in der Studie die Risikofaktoren abgefragt, die die Entscheidungen der Logistik-Verantwortlichen beeinflussen. Waren es vor zwei Jahren noch die Pandemie (85 Prozent) sowie veränderte Kunden- und Gesetzesanforderungen (jeweils 75 Prozent), die von den Unternehmen als relevanteste Herausforderungen in ihrem Supply Chain Management identifiziert wurden, haben sich die Schwerpunkte in der neuen Umfrage deutlich verschoben. Nun sind es vor allem die gestiegenen Energiepreise (69 Prozent) und die Inflation (68), die die Lieferketten-Entscheidungen der befragten Unternehmen prägen – die Pandemie hingegen wird nicht einmal mehr von jedem dritten Studienteilnehmer (29 Prozent) als relevant für die Supply Chain bewertet. Des Weiteren werden Rohstoff- und Materialmangel (49 Prozent) sowie Kundenbedürfnisse (40 Prozent) und Cyber-Angriffe (34 Prozent) als Herausforderungen genannt.

Allerdings ist die Störanfälligkeit der Lieferketten durch die Pandemieerfahrungen ins Bewusstsein der Verantwortlichen gelangt und hat präventive Maßnahmen und Risiko-Monitoring in den Fokus gerückt – so hat das Thema Sicherheit im Zwei-Jahres-Vergleich für die Lieferkettenverantwortlichen deutlich an Bedeutung gewonnen. Etwa drei von vier Befragten (76 Prozent) geben an, sensibler für Fragen rund um das Thema Sicherheit der Lieferketten geworden zu sein und regelmäßige Stresstests für sinnvoll zu halten – deutlich mehr als noch im Jahr 2021 (60 Prozent).

Studie zeigt: Auf diese Maßnahmen setzen Unternehmen

Um ihre Lieferketten zukunftssicher aufzustellen, setzen viele Unternehmen mit einer strategischen Planung auf präventive Maßnahmen: Jedes Zweite (50 Prozent) verfügt über eine Kontinuitätsplanung, vor zwei Jahren waren es nur 40 Prozent. Die Logistik-Entscheider wurden in der Studie zudem befragt, welche Faktoren sie für besonders wirksam halten, um Störungen in der Supply Chain entgegenzuwirken. Die sechs als am wirksamsten eingestuften Maßnahmen waren demnach:

  • Lieferantensuche im eigenen Land (Local Sourcing)
  • IT-basierte Überwachung der Lieferkette
  • Erweiterung der Lieferantenbasis
  • Erhöhung der Lagerbestände
  • Regelmäßige Stresstests
  • Vertraglich vereinbarter Mindestbestand bei Lieferanten.

Vor allem die Erweiterung der Lieferantenbasis wird von 80 Prozent der Studienteilnehmer als Maßnahme mit einer hohen oder zumindest mittleren Wirksamkeit eingeschätzt, gefolgt von der Lieferantensuche im eigenen Land und der IT-basierten Überwachung der Lieferkette (beide 79 Prozent).

Tatsächlich umgesetzt haben jedoch noch nicht viele Unternehmen die von ihnen als wirkungsvoll identifizierten Maßnahmen zur Stärkung der Lieferkette. Nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten (38 Prozent) hat Beziehungen zu Lieferanten im eigenen Land aufgebaut, etwa ebenso viele planen das für die Zukunft (36 Prozent). Auch die Implementierung einer IT-gestützten Überwachung des Liefernetzwerkes hakt: 35 Prozent haben sie bereits umgesetzt, nur rund ein Viertel der Studienteilnehmer plant sie (28 Prozent) in den nächsten zwei Jahren. Einen Mindestbestand bei Lieferanten haben nur 34 Prozent vertraglich geregelt, weitere 37 Prozent haben dies zumindest geplant.

Schwerpunkte in der Supply Chain: Kosten als dominierender Faktor

Bei der Gestaltung der Lieferketten und der Umsetzung der Maßnahmen ist laut der Studie für viele Unternehmen der Preis entscheidend: Länderübergreifend sehen 38 Prozent der Befragten die Kosten als dominierenden Faktor für die Schwerpunktsetzung an, gefolgt von Sicherheit und Schnelligkeit (jeweils 27 Prozent). Aufgeteilt auf die einzelnen Länder ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Während in Deutschland dem Aspekt der Sicherheit höchste Priorität eingeräumt wird, ist es in Großbritannien der Kostenfaktor (56 Prozent), der die Entscheidungen bestimmt. Überraschenderweise hat das Thema Nachhaltigkeit laut der Umfrage nur bei wenigen Unternehmen Einfluss auf die Gestaltung der Lieferketten.

Das Herchenbach-Institut will mit seiner Studie aufzeigen, wie sich nach der Pandemie und den aktuellen geopolitischen Unruhen das Risikopotenzial verändert hat. Der Zwei-Jahres-Vergleich soll unter anderem verdeutlichen, welche Themen für die Unternehmen an Bedeutung gewonnen haben und welche Maßnahmen sie als wirksam einschätzen, um auf zukünftige Herausforderungen flexibel reagieren zu können. Dabei wird ein strategisches Supply Chain Management einmal mehr zu einem erfolgsentscheidenden Vorteil: Mit einem professionellen Riskmanagement können Unternehmen fundierte Prognosen erstellen, frühzeitig Maßnahmen ergreifen und die Resilienz ihrer Supply Chain langfristig erhöhen.

Die komplette Studie mit allen Ergebnissen im Detail gibt es hier.

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