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Wie ein ganzheitliches Supply Chain Risk Management die Lieferkette stärkt

von Maren Jannen

Cyberangriffe, Pandemien, geopolitische Spannungen – die Herausforderungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell Supply-Chain-Prozesse weltweit ins Stocken geraten können. Umso wichtiger wird für Unternehmen die Implementierung eines strategischen Risk Managements. Welche derzeitigen Risiken Lieferketten-Verantwortliche im Blick behalten sollten, wie sie fundierte Prognosen erstellen, frühzeitig Maßnahmen ergreifen und die Resilienz ihrer Supply Chain erhöhen können, beleuchten wir in unserem Blogbeitrag.

Risikoanalyse: Was kann die Lieferkette gefährden?

Globale Lieferketten sind komplex und einer Vielzahl von potenziellen Risiken ausgesetzt, welche die Effizienz, die Geschäftskontinuität und den Erfolg eines Unternehmens beeinträchtigen können. Die effektive Steuerung und das Management von Risiken in der Supply Chain sind daher von entscheidender Bedeutung. Wichtig  für die Bewertung und Priorisierung der potenziellen Herausforderungen ist zunächst die Identifikation der Risiken.

Diese können sein:

  • Produktionsengpässe: Strörungen bei Lieferanten können zu Unterbrechungen in der Supply Chain führen, wie beispielsweise  Produktionsausfälle, Qualitätsprobleme oder Verspätungen bei Lieferungen. Sind Unternehmen auf bestimmte Materialien oder Dienstleistungen angewiesen, können Engpässe oder Störungen der Herstellungsprozesse drohen.
  • Großwetterereignisse: Naturkatastrophen wie Erdbeben, Unwetter, Überschwemmungen oder Brände stellen ein erhebliches Risiko für Unternehmen dar. Sind die Infrastruktur oder Transportwege eines Landes beeinträchtigt, hat das auch unmittelbare Auswirkungen auf die Supply Chain.
  • Schwankende Nachfrage: Ändert sich die Nachfrage nach Waren, Materialien oder Dienstleistungen, können Über- oder Unterbestände in den Lagern entstehen. Plötzliche Änderungen im Nutzerverhalten können daher zu einer mangelhaften Kapazitätsauslastung oder zu Engpässen bei der Erfüllung der Nachfrage führen.
  • Nachhaltigkeit, Compliance und Qualität: Kreislaufwirtschaft, gesetzliche Bestimmungen, Umdenken in der Gesellschaft – die Anforderungen an Unternehmen, Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachzukommen, steigen. Nicht zuletzt aufgrund des seit Januar 2023 geltenden Lieferkettengesetzes sowie der neuen EU-Richtlinie CRSD befürchten viele Unternehmen Wettbewerbsnachteile, wenn Zulieferer soziale und ökologische Standards nicht einhalten. Mangelnde Qualität sowie Verstöße gegen Compliance- und Nachhaltigkeits-Regularien können zu Rückrufen, Reklamationen und rechtlichen Konsequenzen führen.
  • Politische Lage: Handelsbeschränkungen, Gesetzesänderungen oder politische Spannungen zwischen Ländern können insbesondere grenzüberschreitende Lieferketten beeinträchtigen und dafür sorgen, dass sich Preise erhöhen oder Waren deutlich verzögert ihr Ziel erreichen.
  • Transport: Störungen in der Supply Chain können auch durch Verkehrsengpässe, Verspätungen, Unfälle, Diebstahl oder Beschädigungen verursacht werden.
  • Arbeitskräfte: Streiks, der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern oder auch Arbeitsunfälle können die Produktivität und Effizienz der Lieferkette deutlich einschränken.

Je nach Branche, individuellen Geschäftsbedingungen oder geografischem Standort können die Risiken für Unternehmen variieren. Daher ist eine individuelle Analyse essenziell, um angemessene Maßnahmen zur Bewältigung der potenziellen Krisen ergreifen zu können.

SCRM: So können Unternehmen sich gegen Risiken wappnen

Sind die Risiken identifiziert, können Unternehmen mit einem gezielten Supply Chain Risk Management (SCRM) Strategien entwickeln, um Krisen frühzeitig abzuwenden oder im Ernstfall schnell handeln und umplanen zu können. Für das Risk Mapping ist zunächst ein hohes Maß an Transparenz im gesamten Liefernetzwerk notwendig, um alle Produktionsstätten und Niederlassungen der Lieferanten, mögliche Insolvenzen oder Ausfälle im Blick behalten zu können. Hilfreich ist eine permanente Überwachung der Lieferantenperformance – beispielsweise kann eine SCM-Plattform für Unternehmen als Frühwarnsystem fungieren. Zudem kann es zielführend sein, eine Diversifikation der Lieferanten anzustreben, um bei Problemen auf alternative Lieferquellen zurückzugreifen.

Generell trägt eine offene und regelmäßige Kommunikation zwischen allen Lieferkettenakteuren durch digitale Vernetzung entscheidend dazu bei, frühzeitig über Risiken informiert zu werden. Durch den möglichst lückenlosen Informationsaustausch können die Beteiligten schnell auf Veränderungen wie Großwetterereignisse oder gestörte Infrastrukturen reagieren. Bedarfsprognosen durch KI-basierte Anwendungen oder Big Data Analysen bieten eine fundierte Entscheidungshilfe und unterstützen ganzheitliche Lösungen für Lieferketten-Risiken.

Nicht zuletzt ist für das erfolgreiche Supply Chain Risk Management ein Notfallplan unerlässlich, der die genauen Schritte und Abfolgen im Ernstfall dokumentiert – von der Einrichtung eines Krisenteams über die Sicherung von Back-up-Lieferanten bis hin zu regelmäßigen Durchführungen von Notfallübungen. Dabei lässt sich das SCRM in vier Phasen unterteilen: Identifikationsphase, Bewertungsphase, Steuerungsphase und Monitoring.

Mit digitalen Lösungen zum ganzheitlichen Risikomanagement

Ein strategisches Supply Chain Risk Management basiert auf Technologien und Plattform-Lösungen. Die Integration von SCM-Software, Blockchain-Technologie, Internet of Things, KI, Big Data, Predictive Analytics oder Robotic Process Automation (RPA) trägt entscheidend dazu bei, das Monitoring der Supply Chain in Echtzeit zu überwachen.

Mit dem steigenden Digitalisierungsgrad und der zunehmenden Vernetzung wird das Thema Cybersicherheit immer wichtiger: Datenaustausch und Kommunikation müssen entsprechend geschützt werden, weshalb die IT-Sicherheit bei der Implementierung des Risk Managements von Anfang an mitgedacht werden sollte. Nicht nur der Absicherung des Firmennetzwerkes durch Firewalls, Intrusion-Detection- und Intrusion-Prevention-Systeme kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Für die IT-Sicherheit innerhalb des Lieferantennetzwerks ist auch die Verschlüsselung von Netzwerkverbindungen, E-Mails und sensiblen Daten empfehlenswert. Zudem tragen mehrstufige Authentifizierungen, Zugriffskontrollen sowie regelmäßige Sicherheitsüberwachungen und -analysen zu einer erhöhten IT-Sicherheit bei.

Risk Management als Treiber für die digitale Transformation

Abhängig von der Komplexität der Lieferkette gilt es zu prüfen, welche Technologien sinnvoll unterstützen können. Für sehr umfangreiche Lieferketten hat sich zum Beispiel eine SCM-Software mit integriertem SCRM-Tool als gewinnbringend herausgestellt. Daher kann das Krisen- und Risikomanagement als ein bedeutender Treiber der Digitalisierungsbestrebungen von Unternehmen gesehen werden. Vor allem im Einkauf  und in der Beschaffung ist der digitale Fortschritt neben klassischen Digitalisierungszielen wie Prozesseffizienz, Prozesstransparenz und Kostenreduktion verstärkt durch das Risiko- und Krisenmanagement motiviert.

Auf Supply-Chain-Prozesse spezialisierte Dienstleister wie Hermes International können Unternehmen bei den strategischen Schritten beraten sowie bei der Implementierung moderner SCRM-Tools unterstützen.

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