Home Praxis Hybride Lieferketten – Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Kontrolle
Unsplash/Nilantha Ilangamuwa

Hybride Lieferketten – Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Kontrolle

Supply Chain Management

von Maren Jannen

Globale Geschäftsabläufe befinden sich in einem ständigen Wandel, somit werden auch die Anforderungen an moderne Wertschöpfungsketten immer komplexer. Um das Gleichgewicht zwischen der Unternehmensabsicherung und der flexiblen Anpassung an veränderte Marktbedingungen und Technologieentwicklungen zu halten, setzen Verantwortliche zunehmend auf hybride Lieferketten. Diese kombinieren unterschiedliche Logistikansätze, um für Effizienz, Resilienz und Flexibilität zu sorgen. Hier erläutern wir, welche Modelle hybrider Supply Chains es gibt und welche Vorteile und Herausforderungen sie mit sich bringen.

Hybride Lieferketten – welche Modelle gibt es?

Hybride Lieferketten sind meist modulare Systeme, die je nach Bedarf angepasst werden können. Das Design kann von eng verbundenen, zentralisierten Netzwerken bis hin zu dezentraler, sporadischer Zusammenarbeit mit Lieferanten oder Spediteuren reichen und dabei unterschiedliche Grade an Reaktionsgeschwindigkeit, Effizienz und Resilienz bieten. Es gibt verschiedene Modelle hybrider Lieferketten:

Das digital-physische Modell: Hierbei handelt es sich um ein modernes Konzept, das physische Materialflüsse und digitale Informationsströme in der Supply Chain miteinander verbindet. Physische Lieferketten werden also digital abgebildet mit dem Ziel, Dateneinsicht und maximale Transparenz über die einzelnen Prozessabläufe zu schaffen und möglichst schnell und flexibel auf potenzielle Störungen reagieren zu können. Ein effizientes Datenmanagement hilft hier, die Fülle an Informationen zu sammeln, zu verwalten und zu analysieren. Daraus gewonnene Erkenntnisse wiederum bilden die Grundlage für Maßnahmen und Anpassungen der physischen Prozesse.

Das Push- vs. Pull-basierte Modell: Der Push-basierte Ansatz ist vorhersagegetrieben – Prognosen bilden die Grundlage für den Umfang der Produktion. Bei einem Pull-System wiederum wird die Produktion erst durch die tatsächliche Kundennachfrage ausgelöst. Hybride Modelle zur Steuerung von Produktions- und Lieferkettenprozessen kombinieren Elemente aus beiden Ansätzen, um sowohl proaktive als auch reaktive Strategien zu nutzen.

Das Lean-Agile Modell: Ein anderes hybrides Modell umfasst die Ansätze Lean und Agile. Die Lean Supply Chain versucht Verschwendung zu vermeiden und konzentriert sich darauf, große Mengen zu niedrigen Kosten zu produzieren. Sie setzt auf Zuverlässigkeit und Berechenbarheit. Im Gegensatz dazu reagiert die Agile Supply Chain unmittelbar auf veränderte Marktbedingungen oder Kundenwünsche. Hier stehen Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität im Fokus, die Planungszyklen sind kürzer und Entscheidungen können auch dezentral getroffen werden. Um sowohl flexibel als auch effizient zu bleiben, nutzen viele Unternehmen dieses hybride Lieferkettenmodell. 

Das Integrations-Outsourcing-Modell: Bei der vertikalen Integration werden einige Schlüsselkompotenten der Lieferkette intern übernommen (zum Beispiel die Lagerung oder der Vertrieb), während beim Outsourcing bestimmte Prozesse ausgelagert werden. Durch das Halten von Kernkompetenzen Inhouse und das Outsourcen weniger kritischer Bereiche, behält ein Unternehmen bei einem hybriden Modell die volle Kontrolle und bleibt dennoch flexibel.

So profitieren Unternehmen von einem hybriden Lieferkettenmodell

Integrieren Unternehmen durch hybride Lieferketten verschiedene Strategien, können sie die Stärken jeder einzelnen nutzen und die jeweiligen Schwächen dabei minimieren. Wenngleich die Vorteile der kombinierten Modelle je nach Ansatz variieren, gibt es Argumente, die generell für das Prinzip der hybriden Lieferkette sprechen:

  • Erhöhte Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Durch die Kombination unterschiedlicher Strategien können Unternehmen flexibler auf unvorhergesehene Ereignisse wie Wetterkatastrophen, Streiks, Resourccenknappheit oder Veränderungen am Markt reagieren.
  • Risikomanagement und Resilienz: Eine Diversifizierung der Supply Chain hilft Unternehmen durch das Inanspruchnehmen von möglichen Alternativen dabei, das Risiko von Lieferengpässen oder Störungen zu verringern und sich insgesamt widerstandsfähiger positionieren zu können. Fehlentscheidungen sowie die negativen Auswirkungen des einzelnen Modelle werden reduziert.
  • Kosteneffizienz: Mithilfe von Kostenabwägungen für verschiedene Lieferwege und -partner können Unternehmen die Kosten in der Lieferkette besser kontrollieren. Sie wählen die effizientesten Aspekte jedes Modells und vermeiden eine unvorhergesehene Steigerung der Logistikausgaben.
  • Verbesserte Skalierung: Die inhärente Flexibilität hybrider Modelle erlaubt es Unternehmen, ihre Lieferkettenstrategie in Bezug auf Operationen und Kapazitäten je nach Marktbedingungen oder Wachstum dynamisch anzupassen. So können sowohl kurzfristige als auch langfristige Geschäftserwartungen erfüllt werden.

Herausforderungen mit digitalen Lösungen meistern

Hybride Lieferketten haben zahlreiche Vorteile, doch ihre Implementierung und Verwaltung ist umfangreicher als die eines singulären Modells. Neben der Komplexität des Managements können Faktoren wie Kosten, Kommunikation, Organisation der Ressourcen, Performance-Messung, die Vorhersage von Nachfrageschwankungen oder der Datenschutz für Unternehmen herausfordernd sein können. Um damit verbundene Prozesse zu vereinfachen, zu automatisieren und transparenter zu gestalten, setzen Verantwortliche zunehmend auf den Einsatz fortschrittlicher Technologien. Neben Künstlicher Intelligenz, Internet of Things (IoT), Blockchain und Cloud Computing werden oftmals auch kollaborative Plattformen verwendet. Diese unterstützen eine durchgehende Supply Chain Visibility und fördern so die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen verschiedenen Akteuren der Lieferkette.

Bei der Implementierung kann externe Expertise Abhilfe schaffen: Logistikdienstleister wie Hermes International bieten spezialisierte SCM-Software und unterstützen bei der Auswertung vorhandener Daten. So können Unternehmen die eigene Supply Chain mit einer individuellen Strategie fortlaufend anpassen und das für sie am besten passende Lieferkettenmodell entwickeln.

Fazit: Hybride Lieferketten – neue Chancen für die Unternehmen

Hybride Lieferketten sind die Antwort auf die wachsende Komplexitat und Dynamik in der weltumspannenden Logistikbranche. Abhängig von den spezifischen Bedürfnissen eines Unternehmens kann die strategische Ausrichtung der hybriden Lieferkette maßgeblich dazu beitragen, operative Risiken zu senken, Kosten zu minimieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen, erfordert sie eine sorgfältige Planung, fortlaufende Überwachung und die Implementierung digitaler Technologien. Zwar ist ihre Verwaltung deutlich komplexer, doch wenn Unternehmen das Beste der jeweiligen Ansätze in ihrer strategischen Ausrichtung integrieren, bleiben sie agil und können sich mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit veränderten Marktbedingungen anpassen.

Ähnliche Beiträge

Schreiben Sie einen Kommentar

* Wenn Sie dieses Formular nutzen, stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.