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Wie eine strategische Lieferantenentwicklung die Supply Chain resilienter macht

von Maren Jannen

Gerade in Zeiten, in denen sich Märkte schnell verändern, sind zuverlässige Lieferanten von entscheidender Bedeutung: Die Produktivität und Effizienz vieler Unternehmen hängt davon ab, ob abgesprochene Lieferzusagen und -qualität eingehalten werden – oder nicht. Doch die Lieferantenentwicklung strategisch zu optimieren, erfordert Zeit, Kenntnisse und Ressourcen. Erfahren Sie hier, welche Vorteile eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Zulieferern für die Unternehmen hat, welche Herausforderungen es gibt und was die Verantwortlichen tun können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit durch tragfähige Beziehungen zu ihren Lieferanten langfristig zu erhöhen.

  1. Was bedeutet strategische Lieferantenentwicklung?
  2. Enge Zusammenarbeit mit Lieferanten ­– die Vorteile für Unternehmen
  3. So gelingt die strategische Lieferantenentwicklung
  4. Diese Herausforderungen gibt es beim Aufbau stabiler Lieferantenbeziehungen
  5. Fazit

1. Was bedeutet strategische Lieferantenentwicklung?

Die Krisen der vergangenen Jahre haben es immer wieder deutlich gemacht: Langfristige und stabile Beziehungen zu Lieferanten erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und stärken die eigene Supply Chain. Die strategische Lieferantenentwicklung ist Teil des Lieferantenmanagements und ein fortlaufender Prozess mit dem Ziel, die Beziehung zum Zulieferer kontinuierlich zu verbessern und dessen Kompetenz zu stärken.

Dabei wird zwischen aktiver und passiver Lieferantenentwicklung unterschieden. Bei der aktiven Lieferantenentwicklung sind Kunde und Lieferant gleichermaßen aktiv in die Prozesse involviert und arbeiten gemeinsam an Strategien und gezielten Maßnahmen für eine Verbesserung der Leistungen. Beispiele dafür sind Schulungen der Lieferanten, Implementierung von Verbesserungsplänen oder die Förderung von Innovationen, um gemeinsam neue Ideen oder Lösungen zu entwickeln. Hier ist ein hohes Engagement auch vonseiten der Unternehmen gefordert. Bei der passiven Lieferantenentwicklung werden die Ziele zwar vom Kunden definiert, der Lieferant hat es aber selbst in der Hand, wie er die Vereinbarungen erfüllt, Schwachstellen in seiner Leistung erkennt und Prozesse optimiert. Die Unternehmen sind hier nicht proaktiv an der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen der Zulieferer beteiligt.

Bei der strategischen Lieferantenentwicklung sollte jedoch immer im Vordergrund stehen, dass beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren. Durch Kollaboration zwischen Unternehmen und Lieferanten können Informationen ausgetauscht, Ressourcen gemeinsam genutzt und Workflows optimiert werden – ein Wettbewerbsvorteil, den die Mehrheit der befragten deutschen Unternehmen des 17. Hermes Barometers als erfolgsentscheidenden Faktor für mehr Effizienz in der Lieferkette erachten.

2. Enge Zusammenarbeit mit Lieferanten – die Vorteile für Unternehmen

Die strategische Lieferantenentwicklung bringt gleich mehrere Vorteile für Unternehmen mit sich. Zum einen können die Verantwortlichen die Lieferantenqualität steigern: Durch die sorgfältige Auswahl, die stabile Beziehung und den intensiven Austausch mit den Lieferanten stellen sie sicher, dass hohe Qualitätsstandards erfüllt und Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden können. Unterstützt werden sie dabei von spezialisierter SCM-Software, die das Monitoring erleichtert und die Supply Chain transparenter macht. Optimierte Beschaffungen , effizienter gestaltete Logistikabläufe und das Teilen von Ressourcen senken dabei die Kosten. Eine gemeinsame Planung und Koordination von Abläufen vermeidet Lieferengpässe und Termine können besser eingehalten werden. Das führt zu einer Stärkung der Lieferkette, was wiederum in einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit resultiert.

Zum anderen profitieren Unternehmen vom Know-how der Lieferanten, die oft Expertenwissen und Erfahrung in bestimmten Bereichen mitbringen: Sie erhalten so Zugang zu neuen Technologien oder Innovationen und können auf diese Weise auch ihre eigenen Prozesse und Produkte optimieren oder überdenken. Ein weiterer Vorteil ist die Reduzierung von Risiken. Eine strategische Lieferantenentwicklung beinhaltet neben der Stärkung der einzelnen Beziehungen und der Zusammenarbeit bei der Risikobewältigung auch den Aufbau von Alternativlieferanten: Eine Diversifizierung der Lieferkette kann verhindern, dass es zu gravierenden Engpässen in der Beschaffung und Produktion kommt. Regelmäßige Audits und Reviews dokumentieren zudem die Leistung der Lieferanten, sodass eventuelle Probleme frühzeitig identifiziert werden können.

3. So gelingt die strategische Lieferantenentwicklung

Die strategische Lieferantenentwicklung ist für Unternehmen eine vielversprechende Methode, um das Risiko von Unterbrechungen in der Supply Chain zu minimieren und gemeinsam mit den Lieferanten eine verbesserte Wertschöpfung zu generieren. In der Regel erfolgt sie in mehreren Schritten:

  1. Schlüssellieferanten identifizieren: Zunächst müssen die Unternehmen Zulieferer finden, die für ihre Lieferkette strategisch notwendig und in der Lage sind, den Anforderungen und Ansprüchen zu entsprechen. Sie stellen die Lieferungen der Kernprodukte und -dienstleistungen bereit und sollten auf Basis der Kriterien Zuverlässigkeit, Flexibilität, Qualität, strategische Bedeutung und Innovationsfähigkeit ausgewählt werden. Dabei ist es sinnvoll, schon zu Beginn feste Ansprechpartner und Verantwortliche mit klar definierten Zuständigkeiten zu etablieren, um die Kommunikation zu erleichtern und im Krisenfall direkt handlungsfähig zu sein.
  2. Leistungsziele und -kennzahlen festlegen: Bei der Auswahl der Lieferanten sollten schon bei den Verhandlungen Leistungsziele definiert werden, um messen und überprüfen zu können, inwieweit die Abmachungen eingehalten werden. Hierzu zählen Liefertreue, Produktqualität und Innovationsfähigkeit sowie Kostenoptimierung oder Einhaltung der Lieferzeiten.
  3. Lieferanten bewerten: Ein wichtiger Bestandteil im Lieferantenmanagement ist die regelmäßige Bewertung der Lieferanten. So können die Stärken, aber auch die Schwächen bestehender oder potenzieller Lieferanten objektiv eingeschätzt und mit anderen verglichen sowie gemeinsam an Verbesserungen gearbeitet werden. Die Bewertung von Lieferanten kann viel Zeit kosten: Hier können entsprechende Softwarelösungen helfen, die die ISO-Normen berücksichtigen und so den Zeitaufwand sowie das Risiko von Fehlentscheidungen minimieren. Die Software prüft und bewertet den Lieferanten anhand verschiedener, vom Unternehmen vorgegebener Kriterien. Dabei können beispielsweise auch die Anforderungen des geplanten EU-Lieferkettengesetzes berücksichtigt werden, sodass auch eine rechtliche Absicherung gewährleistet ist.
  4. Maßnahmen entwickeln, um die Leistung zu verbessern: Die Bewertungsergebnisse bilden die Grundlage dafür, konkrete Maßnahmen wie Schulungen, Prozessoptimierungen oder Projektentwicklungen festzusetzen, damit die Lieferanten ihre Effizienz, Qualität und Innovationsfähigkeit steigern und sich weiterentwickeln können. Dabei können die Unternehmen sie aktiv unterstützen.
  5. Umsetzung und Überwachung der Maßnahmen: Um sicherzugehen, dass die Maßnahmen zur Leistungsverbesserung umgesetzt werden, müssen diese auch überwacht werden, beispielsweise durch regelmäßige Audits und Performance Reviews. Nur so kann der Fortschritt dokumentiert und eine eventuelle Korrektur vorgenommen werden. Gleichzeitig schützen Unternehmen durch die Überwachung der Lieferantenperformance ihre Reputation sowie ihre Geschäftsprozesse.
  6. Langfristigen Prozess anerkennen: Wichtig ist, sich nicht auf der Wahl und Festlegung eines Lieferanten auszuruhen, sondern kontinuierlich an den Beziehungen zu arbeiten, sie zu fördern und auch auf den Prüfstand zu stellen. Schließlich soll eine Partnerschaft entstehen: Durch Feedbacks, regelmäßige Meetings oder gemeinsame Projektarbeit können Unternehmen in den aktiven Austausch mit den Lieferanten treten und das gegenseitige Vertrauen zunehmend fördern und stärken.

Erleichtert werden diese Prozesse durch spezielle Technologien, die die Effizienz und Effektivität der Zusammenarbeit verbessern: Mit Kollaborations-Software können Unternehmen und Lieferanten Informationen in Echtzeit teilen, gemeinsam Entscheidungen treffen und Probleme lösen. KI-Technologien können genutzt werden, um große Datenmengen zu analysieren, Trends vorherzusagen oder Optimierungspotenziale zu identifizieren. Cloud-Anwendungen wiederum ermöglichen die gemeinsame Nutzung von Daten und den sicheren Austausch von Dateien und Informationen zwischen den Partnern.

4. Diese Herausforderungen gibt es beim Aufbau stabiler Lieferantenbeziehungen

Damit die kollaborative Zusammenarbeit funktioniert, ist neben den einzelnen Schritten zur Festigung der Lieferantenbeziehungen ein konstantes Risikomanagement unerlässlich. Unerwartete Probleme können immer auftreten – daher sollten Unternehmen regelmäßig Risikoanalysen durchführen und proaktiv an Risikostrategien arbeiten, um im Ernstfall zügig handeln zu können.

Risiken und Herausforderungen bei der strategischen Lieferantenentwicklung können sein:

  • Abhängigkeit von Schlüssellieferanten: Die Lieferkette ist besonders dann anfällig für Störungen, wenn Unternehmen ausschließlich auf einen Lieferanten setzen. Stellt dieser seine Geschäfte unvermittelt ein oder vermindert sich die Qualität seiner Produkte oder Dienstleistungen, fehlt den betroffenen Unternehmen die Möglichkeit, Alternativlieferanten einzusetzen.
  • Zusätzliche Kosten: Meetings, intensive Kommunikation, Überwachung der Leistungen – es kostet Zeit, Geld und Ressourcen, tragfähige, langfristige Partnerschaften mit Lieferanten aufzubauen.
  • Verletzung von Compliance-Standards: Firmen können durch ihre Lieferanten unbeabsichtigt gegen Ethik- und Compliance-Regeln verstoßen, zum Beispiel im Bereich Umweltschutz oder Arbeitsrecht. Daher ist es wichtig, die Einhaltung der Absprachen und Leistungen der Lieferanten immer wieder zu überprüfen und bewerten.
  • Fehlerhafte, unzuverlässige Kommunikation: Für die strategische Lieferantenentwicklung ist eine klare und effektive Kommunikation zwischen den Beteiligten von zentraler Bedeutung. Ansonsten können schnell Missverständnisse oder Fehler entstehen, die die Abläufe in der Supply Chain oder die Geschäftsbeziehungen negativ beeinflussen.

Für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist es daher wichtig, dass Unternehmen im ständigen Austausch mit ihren Lieferanten sind, Prozesse absprechen und für die nötige Transparenz in der Supply Chain sorgen, damit alle Beteiligten gemeinsam an Lösungen arbeiten können.

5. Fazit: Strategische Lieferantenentwicklung für langfristige Erfolge

Die strategische Lieferantenentwicklung erfordert ein systematisches und proaktives Vorgehen. Im optimalen Fall ist es eine Win-Win-Situation: Die Unternehmen profitieren von der Zuverlässigkeit sowie vom Know-how und der Innovationskraft ihrer Lieferanten, während diese durch die Kollaboration mit den Unternehmen ihre Fähigkeiten und Prozesse steigern und optimieren können. Eine Überwachung der Lieferantenperformance ist dabei deshalb so wichtig, weil auf diese Weise Schwachstellen, Lieferengpässe oder Qualitätsverlust frühzeitig erkannt werden können. Durch eine gemeinsame Sicht auf die einzelnen Abläufe können Kunde und Lieferant Maßnahmen zur Verbesserung der Leistung entwickeln und umsetzen. Doch nicht zuletzt stärkt vor allem ein vertrauensvoller Austausch zwischen den Lieferkettenpartnern die Zusammenarbeit und sorgt auch in Krisenzeiten für eine tragfähige Beziehung. Daher ist eine strategische Lieferantenentwicklung immer ein dauerhafter Prozess, der nie abgeschlossen ist. Sie zielt auf langfristige Erfolge ab und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Supply Chain stabiler, resilienter und effizienter zu gestalten.

Mehr Informationen zum Thema Kollaboration finden Sie in unserem 17. Hermes-Barometer „Kollaboration in der Supply Chain“, hier zum kostenfreien Download.

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