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Wie SCV und SCRM Upstream- und Downstream-Effekte mindern

von Maren Jannen

Lieferketten werden immer komplexer: Gesetzliche Vorschriften, zunehmende Nachhaltigkeitsansprüche und gestiegene Kundenerwartungen führen dazu, dass die einzelnen Phasen eines Produktzyklus von der Herstellung bis zur Zustellung inzwischen nicht mehr isoliert voneinander betrachtet werden können. Damit ein Produkt zur richtigen Zeit in der benötigten Menge und Qualität vorhanden ist, müssen Upstream- und Downstream-Prozesse naht- und reibungslos ineinandergreifen. Unterstützt wird dies durch eine Symbiose aus Supply Chain Visibility (SCV) und Supply Chain Risk Management (SCRM), mit der Unternehmen nicht nur wertvolle Kenntnisse über ihre Lieferkettenprozesse erhalten, sondern auch Planungssicherheit gewinnen und von einer höheren Resilienz gegenüber unerwarteten Ereignissen profitieren.

Der Impact von Upstream und Downstream auf die Lieferkette

Upstream- und Downstream-Effekte spielen eine bedeutende Rolle bei der Planung und Steuerung von Lieferketten und können sich schnell auf die Effizienz, Rentabilität und Resilienz des gesamten Wertschöpfungsprozesses auswirken. Sie verknüpfen die verschiedenen Phasen der Supply Chain eng miteinander: So können Störungen im Produktzyklus (vom Rohmaterial zum fertigen Endprodukt = Upstream) direkte Auswirkungen auf nachgelagerte Teile der Lieferkette (wie den Weg von der Produktion bis zum Endverbraucher = Downstream), haben und umgekehrt.  

Negative Upstream-Effekte äußern sich beispielsweise in Form von Materialknappheit, Preisschwankungen bei Rohstoffen, Problemen bei Vorlieferanten oder Qualitätsmängel, die zu Verzögerungen und Engpässen bei der Produktion oder einem Einbruch der Rentabilität führen können. Negative Downstream-Effekte beziehen sich dagegen auf Ereignisse und Veränderungen in späteren Phasen der Lieferkette: Bei Nachfrageschwankungen, Qualitätsproblemen oder verspäteten Auslieferungen – auch ausgelöst durch Upstream-Effekte – kann es zu Überbeständen, erhöhten Lagerkosten oder Kundenunzufriedenheit kommen. Folglich hat dies wieder Auswirkungen auf die zukünftige Produktion: Durch einen Rückkoppelungseffekt befinden sich Upstream und Downstream in einer ständigen Co-Dependenz. Wie also gelingt es, die eigene Lieferkette ständig entsprechend anzupassen, um (auch in volatilen Zeiten) eine höhere Planungssicherheit zu erlangen?

SCV und SCRM – eine starke Allianz

Gerade bei komplexen, weltumspannenden Lieferketten müssen Unternehmen ihre Geschäftspraktiken auf eine breite Basis stellen, um gegen potenzielle Störungen und Risiken gewappnet zu sein und handlungsfähig zu bleiben. Erfolgsversprechend ist hier die strategische Kombination aus einer funktionierenden Supply Chain Visibility (SCV) und einem Supply Chain Risk Management (SCRM). Beide Konzepte ergänzen sich und tragen dazu bei, die Transparenz, Resilienz und Effizienz der Lieferkette zu verbessern.

SCV und SCRM – Vorteile der Symbiose:

  • Bessere Planbarkeit: Mit einer erhöhten Sichtbarkeit der einzelnen Prozesse sind Supply-Chain-Verantwortliche besser darüber informiert, wo es in der Lieferkette haken könnte. Von der Strategie bis zur Umsetzung sollten Planungen und Entscheidungen daher eng miteinander verknüpft und möglichst transparent abgebildet werden. Supply Chain Visibility ermöglicht dieses zweckgerichtete Wissen – sodass Verantwortliche in Echtzeit über alle Lieferkettenaktivitäten, den Status der Abläufe sowie den Zustand der Ressourcen informiert sind.
  • Datenbasierte Entscheidungen: Unternehmen erhalten mithilfe von Technologien wie IoT, Künstliche Intelligenz, prädiktive Analyse oder Cloud-Computing ein datenbasiertes Bild ihrer Lieferkette. Risikoanalysen, Testszenarien und Simulationen geben Aufschluss darüber, wie sich Entscheidungen auf die Kennzahlen oder Stabilität der Supply Chain auswirken, und leiten daraus Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Ereignisse ab. Dies erleichtert es Verantwortlichen, geeignete und notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
  • Frühzeitige Identifizierung von Risiken: Werden Echtzeitdaten der Lieferkette – etwa Informationen über Lieferanten, Transportwege oder Lagerbestände – gesammelt und analysiert, fallen Unregelmäßigkeiten, Verzögerungen oder Engpässe sowohl bei Upstream- als auch bei Downstream-Prozessen schneller auf. Mithilfe eines Risk Managements können Unternehmen umgehend reagieren, entsprechend umdisponieren oder Notfallpläne aktivieren.
  • Gesetze, Compliance und Nachhaltigkeit: Eine bessere Sichtbarkeit der Lieferkette erleichtert auch die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, wie das seit Januar geltende Lieferkettengesetz oder die neue EU-Richtlinie CSRD, und unterstützt die Überwachung von Nachhaltigkeitszielen. So lassen sich Verstöße gegen geltende Gesetze oder auch das Nicht-Erfüllen von Compliance- und Vertragsbedingungen vermeiden, die sonst schnell zu Verzögerungen, Lieferausfällen oder auch empfindlichen Bußgeldern führen können.
  • Verbesserte Kundenorientierung: Risk-Mapping, Tracking und Transparenz ermöglichen nicht zuletzt eine verbesserte Kommunikation mit den Kund*innen. Diese können den Status ihrer Bestellungen in Echtzeit nachverfolgen, erhalten realistische Lieferzeiten und werden zügig über eventuelle Verspätungen oder Änderungen informiert. Das erhöht die Kundenzufriedenheit und stärkt das Vertrauen in das Unternehmen.

Upstream und Downstream: Daten nutzen und Frühwarnsysteme etablieren

Detaillierte Kenntnisse über die gesamte Wertschöpfungskette sorgen dafür, alle Unternehmen, Güter und Prozesse entlang der upstream- und downstreamgerichteten Lieferkette zu identifizieren. Entsprechende digitale Lösungen und Technologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data oder cloudbasierte Plattformen unterstützen dabei das Supply Chain Management, erstellen Reportings und verknüpfen die Daten in Echtzeit miteinander. Durch die erhöhte Transparenz und das Implementieren von Frühwarnsystemen und Reaktionsmechanismen kann die Kombination aus SCV und SCRM sowohl Upstream- als auch Downstream-Effekte beeinflussen.

Upstream-Effekte mindern: Mit einer durchgehenden Sichtbarkeit gewinnen Unternehmen einen umfassenden Einblick in die Leistungen ihrer Lieferanten und können Lieferzeiten, Produktqualität und Bestellstatus besser überwachen. Mängel oder Engpässe werden schneller entdeckt, sodass proaktiv Maßnahmen ergriffen werden können. Durch das Risk Management werden fortlaufend Risiken im Zusammenhang mit den Lieferanten analysiert und priorisiert: Dies führt dazu, dass auch alternative Zulieferer identifiziert und in Betracht gezogen werden können – eine Diversifizierung der Lieferkette mindert Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten und verringert dadurch potenzielle Material- oder Produktengpässe oder Qualitätsprobleme.

Downstream-Effekte mindern: Eine durchgehende Supply Chain Visibility ermöglicht die Erstellung von realistischen Lieferzeitplänen, während das Risk Management die Vorhersage von Störungen in der Lieferkette unterstützt. Die Bereitstellung von alternativen Routen oder Lieferquellen im Ernstfall kann negative Auswirkungen auf die Liefertermine minimieren. Auch fungiert die Kombination aus SCV und SCRM als Qualitätskontrolle: Sollten beispielsweise Rückrufe auftreten, können Unternehmen genau feststellen, welche Produkte betroffen sind und wie sie angemessen auf die Herausforderung reagieren. Durch proaktive Maßnahmen lassen sich zudem unnötige Kosten – ausgelöst durch Verzögerungen, Lieferausfälle oder Fehlplanungen im Lager – vermeiden.

Fazit: Mit SCV und SCRM die Lieferkette nachhaltig stärken

Upstream- und Downstream-Effekte verdeutlichen die komplexen Beziehungen und die Interdependenz zwischen den verschiedenen Phasen und Partnern entlang einer Wertschöpfungskette. Eine genaue Beobachtung und Überwachung der Entwicklungen und Veränderungen auch der frühen Stufen der Lieferkette befähigt Unternehmen dazu, potenzielle Störungen rechtzeitig aufdecken und schneller reagieren zu können. Hier formen Supply Chain Visibitlity und ein strategisches Risk Management eine starke Allianz: Indem die einzelnen Prozesse transparent gemacht werden und einen 360-Grad-Blick auf die Lieferkette ermöglichen, können Verantwortliche Risiken identifizieren, auf Grundlage von Daten eine ganzheitliche Risikobewertung vornehmen und Frühwarnsysteme erstellen. Auch die Kundenzufriedenheit steigt: Wer mit Supply Chain Visibility nicht nur auf Effizienz und eine verbesserte Performance setzt, sondern gleichzeitig den Wunsch der Verbraucher*innen nach mehr Transparenz im Hinblick auf den Produktzyklus erfüllt, wird mit einer stärkeren Kundenbindung sowie Markentreue und damit erhöhten Wettbewerbsvorteilen belohnt.

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