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Kollaboratives Arbeiten im SCM: Vorteile, Technologien und Hindernisse

von Maren Jannen

Störungen in den globalen Lieferketten betreffen die gesamte Weltwirtschaft. Schnell kann es dann zur Verzögerung oder sogar zum Ausfall bei der Lieferung von Waren oder Dienstleistungen kommen. Damit die komplexen Logistikprozesse auch in Krisenzeiten möglichst reibungslos funktionieren, sind eine effektive Zusammenarbeit zwischen allen Lieferkettenpartnern und ein intensiver Austausch aller relevanter Informationen inzwischen unabdingbar. Hier erfahren Sie, welche konkreten Vorteile kollaboratives Arbeiten für die Unternehmen hat, welche Technologien sie dabei unterstützen und welchen Hemmnissen sich die Beteiligten stellen müssen, um eine transparente, resiliente und effiziente Supply Chain erfolgreich aufzubauen und zu etablieren.

  1. Kollaborative Prozesse stärken und gemeinsam Herausforderungen begegnen
  2. Transparenz, Effizienz, Nachhaltigkeit: So profitieren Unternehmen von kollaborativer Arbeit
  3. Diese Technologien unterstützen Kollaborationen in der Supply Chain
  4. Kollaborative Arbeit – welche Hindernisse es gibt
  5. Fazit: Kollaboratives Arbeiten in der Lieferkette als Chance

1. Kollaborative Prozesse stärken und gemeinsam Herausforderungen begegnen

Corona-Pandemie, Energiekrise, Klimakrise, geopolitische Spannungen – die vergangenen Jahre haben die Logistikbranche immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt und dabei offengelegt, wie störungsanfällig komplexe globale Wertschöpfungsketten tatsächlich sein können. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat sich gezeigt: Vor allem eine effiziente Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen sichert das Geschäft. Kollaboration lautet hier das Stichwort, mit dem Ziel, gemeinsam eine effektive und zuverlässige Lieferung von Produkten oder Dienstleistungen zu gewährleisten.

Kollaborieren die Akteure entlang einer Lieferkette, können Anforderungen der Beschaffungs- und Versorgungsstrukturen, die Zusicherung von Lieferungen oder die Einhaltung der Kriterien des LksG 2023 flexibler bearbeitet sowie gemeinsam bewältigt und gestärkt werden. Die beteiligten Unternehmen profitieren dabei durch entsprechende Tools und ein transparentes Data-Sharing vor allem von mehr Transparenz, die durch die gemeinsame Sicht auf die einzelnen Prozesse deutlich erhöht wird. Erhöhte Transparenz bewerten laut dem 17. Hermes-Barometer drei Viertel der befragten deutschen Unternehmen als Vorteil und erfolgsentscheidenden Faktor für mehr Agilität und Effizienz in der Supply Chain. Dabei geht Kollaboration über die bloße Kooperation von Unternehmen hinaus: Sie ist vielmehr als langfristiges Konzept eines aktiven und vor allem zielgerichteten Miteinanders zu verstehen, das eine intensive Kommunikation, Integration und Interaktion zwischen den Beteiligten erfordert.

 

2. Transparenz, Effizienz, Nachhaltigkeit: So profitieren Unternehmen von kollaborativer Arbeit

Gerade in Zeiten, in denen sich Märkte schnell verändern und Innovationen eine wichtige Rolle spielen, sind zügiges Handeln und Entscheiden von zentraler Bedeutung. Die Grundlage dafür bilden kollaborative Lösungen. Durch sie erhalten die befugten Akteure direkten Zugriff auf die physische und digitale Lieferkette, gleichzeitig wird der Zugang zu allen relevanten Daten niedrigschwelliger. Davon profitieren die Unternehmen in mehrfacher Hinsicht.

Die Vorteile der kollaborativen Zusammenarbeit im Überblick:

  • Mehr Transparenz: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Echtzeit-Monitoring macht es möglich, große Datenmengen zu sammeln und frühzeitig zu analysieren. Das erlaubt nicht nur ein vollständiges und für alle Partner*innen einsehbares Monitoring der einzelnen Prozesse entlang der Lieferkette, sondern die Auswertungen der Informationen liefern auch die Möglichkeit, Prognosen zu erstellen und frühzeitig auf mögliche Risiken reagieren zu können.
  • Kostenersparnis für die Unternehmen: Partner*innen können durch die Bereitstellung aller relevanten Daten Prozesse optimieren, Ressourcen teilen sowie Material- und/oder Transportkosten reduzieren. Durch die volle Transparenz über alle Warenbewegungen werden beispielsweise Kosten für Wartezeiten, manuelle Abstimmungen oder Überstunden verringert.
  • Vermeidung von Lieferengpässen: Haben alle relevanten Partner*innen Einblick in die komplette Supply Chain, kann die Warenverwaltung deutlich agiler gestaltet werden. Produktbestände werden digital erfasst, Nachbestellungen rechtzeitig angefordert, auch die Lieferzeitpunkte können durch abgestimmte Abläufe besser koordiniert und nachvollzogen werden.
  • Erhöhte Flexibilität: Die kollaborierenden Partner*innen haben durch umfassendes Monitoring alle Informationen und Ressourcen im Blick und können so ihre Produkte und Prozesse schneller auf Veränderungen am Markt anpassen.
  • Steigerung der Effizienz: Durch die Automatisierung und Rationalisierung von Abläufen wird die Produktivität der Unternehmen erhöht, der administrative Aufwand wird abgebaut und Firmen können sich mehr auf ihre Kernkompetenzen und -themen fokussieren.
  • Mehr Nachhaltigkeit: Kollaborative Supply Chain Prozesse können durch das Teilen von Ressourcen und die Nutzung digitaler Tools dazu führen, das Netto-Einsparpotenzial der CO2-Emissionen zu erhöhen. Auch kann die intensive und transparente Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Unternehmen die Einhaltung der ESC-Kriterien erleichtern.
  • Risikominderung: Stehen die Partner*innen in engem Informationsaustausch, können sie Probleme frühzeitig erkennen und unter Umständen prophylaktisch handeln. Lieferengpässe, Qualitätsprobleme und Fehlkalkulationen können so vermindert werden.

Studien bestätigen die Vorteile der effizienten Zusammenarbeit und belegen, dass kollaborierende Unternehmen erfolgreicher sind.

 

3. Diese Technologien unterstützen Kollaborationen in der Supply Chain

Für das Gelingen kollaborativer Zusammenarbeit in der Supply Chain sind verschiedene Faktoren entscheidend. Nach Einschätzung der befragten Unternehmen des Hermes-Barometers haben neben dem persönlichen Kontakt und Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren vor allem passende digitale Plattformen einen wesentlichen Einfluss auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Hier werden effiziente Steuerungstools wie Cloud-Anwendungen und ERP-Systeme sehr hoch bewertet, die durch eine einfache, intuitive Handhabung für alle Lieferpartner leicht anwendbar sind.

Diese Technologien unterstützen die kollaborativen Prozesse:

  • Cloud-Anwendungen: Ohne den Austausch von Daten und ihre gemeinsame Nutzung geht nichts bei der Zusammenarbeit in der Supply Chain. Bei Cloud-Anwendungen werden Informationen und Daten in einer zentralen cloudbasierten Umgebung verwaltet, auf die alle Beteiligten der kollaborativen Supply Chain Zugriff haben, unabhängig von Standort und Gerät.
  • ERP-Systeme: Sie integrieren verschiedene Funktionen und Geschäftsprozesse wie Finanzen, Lagerverwaltung, SCM, Kommunikation und Personalwesen in einem System und unterstützen Unternehmen dabei, Abläufe zu verbessern und Entscheidungen zu treffen.
  • Supply Chain Management Systeme: Auch SCM-Systeme ermöglichen als zentrale Plattform die Verwaltung und den Austausch von Informationen entlang der gesamten Lieferkette – von Auftrags- bis hin zu Lieferdaten. Die Partner*innen können durch Echtzeitüberwachung der Bestandsdaten sowie Prognosen über Nachfragen ihren Warenfluss produktiver und vorausschauender planen. SCM umfasst auch die Beschaffung von Rohstoffen, die Fertigung, den Transport, das Lagermanagement sowie Rücknahme und Entsorgung von Materialien.
  • RFID-Technologie: Mit der Radio Frequency Identification werden Gegenstände und Güter mit Funkfrequenzen ausgestattet, sodass sie digital identifiziert und verfolgt werden können. Das System besteht aus drei Komponenten: Den RFID-Tags, die an den Waren angebracht werden und Signale senden, den RFID-Lesegeräten, die die Signale empfangen und verarbeiten, sowie einer Software, die die gesammelten Daten analysiert.
  • Blockchain-Technologie: Hier ist die Datenbank auf einem Netzwerk von mehreren Computern verteilt und besteht aus verschiedenen Blöcken. Diese sind durch kryptographische Techniken miteinander verbunden und enthalten Transaktionen und Informationen. Die Daten sind durch Verschlüsselungen gut gegen Fälschungen und Manipulationen geschützt.
  • Künstliche Intelligenz und Machine Learning: KI und ML können zur Verbesserung oder Automatisierung von Prozessen, zur Analyse von Daten und zur Verminderung von Fehlerquoten eingesetzt werden. ML-Algorithmen erkennen beispielsweise Muster in Daten und treffen so Vorhersagen. Darüber hinaus gibt es Algorithmen, die Routen optimieren und damit die Transportzeit verkürzen.
  • Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment (CPFR): CPFR nutzt CPF-Software und beruht ebenfalls auf dem Austausch von Daten. Durch gemeinsame Planung, Prognosen, Bestandsauffüllung und Performancebewertung können die Unternehmen Schwachstellen und Verbesserungspotenziale der gesamten Supply Chain identifizieren und so gemeinsam die Effizienz steigern.

 

4. Kollaboratives Arbeiten – welche Hindernisse es gibt

Trotz der vielen Vorteile ist die Logistikbranche noch weit davon entfernt, Lieferketten durchgängig digital zu gestalten und zählt nach dem Digitalisierungsindex des Bundesamts für Wirtschaft und Klimaschutz zu den am wenigsten digitalisierten Branchen in Deutschland. Als Hinderungsgrund nennen Verantwortliche besonders oft den Zeit- und Kostenaufwand für den Aufbau einer gemeinsamen Kommunikationsinfrastruktur. Weitere Probleme sind fragmentierte IT-Systeme und Datenformate, die nur schwer zu einer einheitlichen Informationsbasis zusammengeführt werden können sowie eine mangelhafte Vernetzung zwischen Lieferanten und Handelspartnern, fehlendes Personal für eine effektive Kommunikation zwischen den Stakeholdern und Bedenken im Hinblick auf Datenschutz- und Sicherheit.

Um diesen Hemmnissen zu begegnen, wünschen sich viele Unternehmen Unterstützung von externen Dienstleistern. Logistikexperten wie Hermes International helfen daher bei der Bereitstellung digitaler Angebote und begleiten auf dem Weg zu einer verbesserten Zusammenarbeit und mehr Transparenz entlang der Supply Chain. In einem kontinuierlichen Prozess der Weiterentwicklung stellt sich Hermes International dafür auch technologisch noch zukunftsfähiger auf, um seine Supply Chain Solutions auf ein neues Level heben.

 

5. Fazit: Kollaboratives Arbeiten in der Lieferkette als Chance

Kollaborative Zusammenarbeit wird in der Lieferkette immer mehr zum Erfolgsfaktor. Dafür sind effektive Steuerungstools wie IT-Plattformen essenziell. Sie legen die Beziehungen innerhalb der Lieferkette offen und tragen dazu bei, dass Risiken frühzeitig erkannt und effizient minimiert werden. Digitale Kanäle ermöglichen Kommunikation in Echtzeit, wodurch wertvolle Synergien entstehen. Die Implementierung der notwendigen Technologien trägt entscheidend dazu bei, dass die verschiedenen an einer Lieferkette beteiligten Unternehmen Ressourcen teilen, Daten austauschen und darauf basierend gemeinsame Entscheidungen treffen können. Dabei geht es heute vermehrt um den Blick in die Zukunft. Entsprechend schnell entwickeln sich die Technologien: Mithilfe von prädiktiver Analyse, Simulationen und Vorhersagen werden so Probleme erkannt und gelöst, bevor sie auftreten. Auch die Vermeidung von Ressourcenverschwendung ist ein entscheidender Faktor für kollaboratives Arbeiten ­– Verantwortliche können auf diese Weise Prozesse verschlanken und übersichtlicher gestalten sowie die Effizienz ihres Unternehmens langfristig steigern.

Weitere Informationen und die genaue Auswertung der Umfrage finden Sie in unserem 17. Hermes-Barometer „Kollaboration in der Supply Chain“, hier zum kostenfreien Download.

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